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75 Min. Arabisch.

Sara hat einen bemerkenswerten Unternehmergeist. Und die Gruppe junger Frauen, zu der sie gehört, ist auf Geschäftsideen angewiesen, wenn sie ihren Traum verwirklichen wollen: ein sudanesisches Team für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft aufzubauen. Abgesehen von knappen Finanzen gibt es jedoch viele andere Hürden zu nehmen. Oufsaiyed Elkhortoum erkundet ein feministisches Universum am Stadtrand der sudanesischen Hauptstadt, in dem Witze so elegant gerissen wie Bälle ins Tor gekickt werden. Die jungen Frauen – mit Schleier oder ohne, spielen Fußball, nehmen ihre Mobiltelefone mit ins Bett und haben sich city-smart und mit umwerfender Energie als sportliches Team zu einer Überlebensgemeinschaft formiert. In großer Vertrautheit mit den Akteurinnen erzählt Oufsaiyed Elkhortoum von ihrem Alltag in einer Stadt voller Widersprüche und davon, wie Familientraditionen, Politik und Religion sich anmaßen, ihre Lebensentwürfe zu bestimmen. Das Debüt von Marwa Zein ist ein kinematografischer Beweis für die Kraft von Freundschaften unter Frauen und zugleich die gezielte Intervention einer sudanesischen Filmemacherin wider die stereotype Wahrnehmung ihres Landes. (Dorothee Wenner)

Marwa Zein wurde 1985 in Saudi-Arabien geboren. Sie studierte Film- und Fernsehregie am High Cinema Institute der Academy of Arts in Kairo. Nach ihrem Studienabschluss 2009 arbeitete sie als Regieassistentin, realisierte parallel aber auch eigene Filme und Projekte. 2009 nahm sie am Berlinale Talent Campus teil. Seit 2014 arbeitet Marwa Zein als Programmkuratorin für das Sudan Independent Film Festival in Khartum. Sie lebt im Sudan und in Deutschland, wo sie seit 2018 an der Kunsthochschule für Medien Köln studiert. Oufsaiyed Elkhortoum ist ihr erster abendfüllender Film.

Ein unbeirrter Kampf

Eine Gruppe außergewöhnlicher junger Frauen in Khartum ist fest entschlossen, professionellen Fußball zu spielen. Sie sind bereit, sich dem Verbot der islamischen Militärregierung der Republik Sudan zu widersetzen und deren „Nein“ nicht zu akzeptieren.
Unerschrocken und mutig kämpfen sie darum, offiziell als sudanesisches Frauennationalteam anerkannt zu werden – zuweilen geraten sie dabei in Situationen, die zum Lachen sind, aber das hält sie nicht davon ab, weiterzukämpfen.
Die im Verlauf mehrerer Jahre entstandenen Porträts dieser Frauen vermitteln Momente der Hoffnung ebenso wie der Enttäuschung. Obwohl der nationale Fußballverband des Sudan zweckgebundene Mittel der FIFA für das Frauenteam erhält, wird die Gruppe ausgegrenzt. Als Neuwahlen innerhalb des sudanesischen Fußballverbands anstehen, keimt Hoffnung auf, dass dies eine echte Veränderung des gesamten Systems bedeuten könnte. (Ore Productions)

Unbewusst mutig

Ich habe viele Jahre lang über den Sudan nachgedacht, weil mich Identitätsfragen und die Bedeutung des Begriffs Heimat beschäftigten. Ich wurde in Saudi-Arabien geboren, verbrachte dort meine Kindheit und zog dann nach Kairo (Ägypten). Dieser Abschnitt meines Lebens hat mich meiner Heimat Sudan nähergebracht und meinen Wunsch genährt, mich umfassender mit dem Land auseinanderzusetzen.
Im Sudan werden Frauen in jedem Lebensbereich davon abgehalten, das zu tun, was sie möchten. All die Gebote und Verbote haben den Zweck, unsere Freiheit zu beschneiden. Es war sogar ein Kampf für mich, auf der Straße eine Kamera in der Hand zu halten.
Zwischen 2014 und 2018 hatte ich keine Dreherlaubnis, die Mädchen und ich wurden dreimal bei Dreharbeiten erwischt. Uns war klar, dass es eine Herausforderung sein würde und dass ein schwieriger Weg vor uns allen lag. Aber die Kraft und der Widerstandswille der Mädchen spornten mich an. Es ging darum, ihren Mut zu zeigen, der ihnen häufig gar nicht bewusst ist.
Als afrikanisch-arabische Frau habe ich dafür gekämpft, Filmemacherin sein zu können. Ich habe mich gegen die konservative Gesellschaft und gegen die patriarchalischen Strukturen gestellt. OUFSAIYED ELKHORTOUM zu realisieren und diese außergewöhnlichen jungen Frauen zu zeigen, erscheint mir als Aufgabe, die für mich bestimmt war und bei der es darum ging, die Stimme zu erheben – für mich und für viele andere in unseren zum Schweigen gebrachten Ländern zu sprechen.
OUFSAIYED ELKHORTOUM ist meine Art und Weise, über den Sudan und seine Bewohner nachzudenken, mit denen mich viel verbindet. Mich selbst im Kampf der anderen wiederzuerkennen, war für mich eine einzigartige Erfahrung. (Marwa Zein)

Produktion Marwa Zein, Henrik Underbjerg. Produktionsfirmen ORE Productions (Khartum, Sudan), Stray Dog Productions (Oslo, Norwegen), Stray Dog Productions (Kopenhagen, Dänemark). Regie, Buch Marwa Zein. Kamera Marwa Zein. Montage Mohammed Emad Rizq. Musik Tunde Jegede. Sound Design Sara Kaddouri. Ton Marcel Knuth. Mit Sara Edward Ernest Jubara, Nedal Fadlallah (Henda), Halah Zakariya, Coach Abdelkarim (Coach Abodu), Fatma Gaddal, Elham Balatoun.

Weltvertrieb ORE Productions
Uraufführung 13. Februar 2019, Forum

Filme

2008: Randa (16 Min.). 2010: A Game (7 Min.). 2014: Culture for All (13 Min.). 2015: What a Lover Can Be?! (10 Min.). 2017: One Week, Two Days (20 Min.), Fontainebleau (5 Min.). 2019: Oufsaiyed Elkhortoum / Khartoum Offside.

Foto: © Marwa Zein Arbab

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