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37 Min. Ohne Dialog.

Unsere Geschichte ist bestimmt von abgeschlagenen Händen, von Fotografien, die Missionare machten, die die Sklaverei beenden wollten und uns doch für minderwertig hielten. Sie ist geprägt von einer Welt, die glaubt, dass wir für immer hoffnungs- und hilflos sind, dass wir Leid verkörpern. Ich glaube, was wir verkörpern ist elementar: Wasser, Erde, Feuer, Luft. Tanz. Vergangenheiten und Zukünfte. Und Macht. Und so hinterfrage ich das Klicken und Blitzen, das uns unseren Platz in der Geschichte zugewiesen hat. Und ich flirte mit der Befreiung vom kolonialen Blick.
Matata wird primär durch Tanz erzählt. Rhythmus, Farbe und Bewegungen, die mehr als nur der Gegenstand des Films sind, führen ihn weg von der vorgeschriebenen Repräsentation Afrikas, hin zu einer neuen Zukunft. Ein Fotoshooting, in dem ein junges Modell eine Fotografie nachstellt, die während der brutalen Herrschaft von König Leopold II im Kongo aufgenommen wurde, nimmt eine unerwartete Wendung und driftet in eine Serie tanzinspirierter Traumbilder, verblassender Visionen und in die äußere, erwachende Welt. In ihrem Kampf um die Wiedererlangung ihrer Identität begegnet sie historischen, zeitgenössischen und futuristischen Figuren, die ihr helfen, ihren Platz in Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Kongos zu finden.

Petna Ndaliko Katondolo, geboren 1974 in Goma, Kongo, ist Filmemacher, Aktivist und Dozent. Er lebt aktuell zwischen seiner Heimatstadt und Chapel Hill. Seine genreübergreifenden Arbeiten werden für ihren dekolonialen afrofuturistischen Stil geschätzt, der historische Inhalte mit zeitgenössischen gesellschaftspolitischen und kulturellen Themen verbindet. 2000 gründete er Yole!Africa, eine gemeinnützige Organisation, die im Osten Kongos als Zentrum für Bildung und soziale Innovation für Künstler*innen, führende Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft und Journalist*innen dient. 2005 gründete er das Congo International Film Festival (vormals bekannt als Salaam Kivu International Film Festival). Neben seiner Tätigkeit als künstlerischer Leiter von Yole!Africa und des Congo International Film Festival, unterrichtet und berät er regelmäßig internationale Organisationen, die sich mittels Kultur- und Bildungsinitiativen mit sozialer und politischer Ungerechtigkeit unter marginalisierten Gruppen befassen. Derzeit ist er Gaststipendiat am Stone Center for Black History and Culture an der Universität von North Carolina in Chapel Hill.

Regiestatement

MATATA ist unsere Reflexion – als Filmemacher*innen, Schriftsteller*innen und Wissenschaftler*innen – der Fotografien von Alice Seeley Harris. Harris’ aktivistischer Einsatz zur Abschaffung der Sklaverei schuf einen Präzedenzfall für die Verwendung von Dokumentarfotografie als Mittel zur Förderung der sozialen Gerechtigkeit. Gleichzeitig enthüllt ihr Ansatz, kongolesische Menschen und Landschaften zu fotografieren, ihren ureigenen Glauben an die Überlegenheit der Europäer*innen gegenüber den Afrikaner*innen. Kurz gesagt, Harris war eine der wichtigsten Verfechterinnen der Rechte von Kongoles*innen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und gleichzeitig unfähig, Kongoles*innen als gleichwertig anzuerkennen. Was uns beunruhigt, ist, dass dieser Widerspruch fortbesteht – die Fotografie bleibt ein beliebtes Medium internationaler Organisationen, in die vielen Krisen im Kongo einzugreifen. Viele der entstandenen Bilder tragen immer noch die Altlasten der Herrschaft und Ausbeutung in sich. Als Reaktion darauf haben wir einen Lehrplan für einen Workshop entwickelt, den wir in Partnerschaft mit der Universität Nottingham, die das Harris-Archiv beherbergt, im gesamten Kongo durchführen. Darin verwenden wir Harris’ Fotografien, um den Student*innen zu vermitteln, die koloniale Sichtweise zu demontieren und ihre eigenen Darstellungen von sich selbst und anderen zu kreieren. Dieser Prozess hat drei primäre Schritte: Erneuerung, Widerspruch und kreativer Ausdruck. Der Film MATATA ist nicht nur eine Retrospektive auf die Workshops, sondern auch das Ergebnis einer Herausforderung, die wir uns selbst gestellt haben: Was würde es bedeuten, die koloniale Sichtweise vollständig zu demontieren? Und was könnten wir stattdessen entwerfen? Eine mögliche Antwort ist MATATA – eine wissbegierige, künstlerische Befragung der Repräsentationspolitik und der sozialen Gerechtigkeit im Dokumentar- und Spielfilm.

Produktion Cherie Ndaliko Katondolo, Katie Donington, Ellen Lammers. Produktionsfirmen Alkebu Film Production (Chapel Hill, USA), Nottingham University (Nottingham, Vereinigtes Königreich). Regie, Buch Petna Ndaliko Katondolo. Kamera Petna Ndaliko Katondolo. Montage Petna Ndaliko Katondolo. Musik Jaja Bashengezi. Sound Design Lee Weisert. Ton Jack Muhindo. Production Design Ganza Buroko. Kostüm Alain Senga. Maske Mustache Muhanya. Casting Cherie Rivers Ndaliko Katondolo. Production Manager Bernadette Vivuya. Ausführende*r Produzent*in Yole!Africa. Mit Sarah Mukadi Kadima (Malaika 1), Mustache Muhanya (Christofer), Dorine Mokha (Engel), Malaika Ndaliko Katondolo (Malaika 2), Bienco Hangi (Spirit 1), Meshake Lusolo (Spirit 2), Amanda Wimana (Medium 1), Cathy Cayenne Chibugu (Malaika 3), Olivier Kamara (Tänzer), Hadassa Ngamba (Medium 2).

Filme

2004: Théâtre Brûlé (10 Min.), Lamokowang (13 Min.). 2005: Threatened Fate (7 Min.), Ma-dia (7 Min.), Goma Capitale du Cinéma (21 Min.). 2007: Pandisha Bandera (45 Min.). 2008: True Story Short (13 Min.). 2010: Jazz Mama (32 Min.). 2012: Melting Justice (5 Min.). 2013: Mabele na Biso (34 Min.). 2014: Myth Eyes (3 Min.). 2016: The Dead Are Not Dead (10 Min.). 2019: Danze (21 Min.), Matata. 2020: KAPITA (21 Min.).

Foto: © Alkebu Film Production / Nottingham University

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