Direkt zum Seiteninhalt springen

Mixed-Media-Installation, 7 Min. Englisch.

Secrets of a Digital Garden ist ein imaginäres Zukunftsszenario: ein Garten im ländlichen Palästina mit 50 Blumen, die 50 palästinensische Dörfer repräsentieren. Nichts ist in diesem Garten konventionell. Er lässt uns im Ungewissen, ob wir uns auf der Skala eines Dorfes, einer Stadt oder eines Zimmers bewegen. Diesen informellen Raum, die Peripherie, die Ergebnis einer fragmentierten Geografie ist, lässt er uns so neu erfahren; als ein „Dazwischen“, zwischen real und imaginär, der Oberfläche und dem darunter, Absurdität und Ironie, dem Physischen und dem Virtuellen.
Der digitale Garten ist eine Wiederaneignung einiger der 420 Dörfer, die im heutigen Palästina existieren. Er markiert und erinnert aber auch an die 420 Dörfer, die 1948 dem Erdboden gleichgemacht wurden. 50 Erdproben wurden in „digitalen“ Blumen nach Berlin gebracht, um von dieser absurden Landschaft zu erzählen. In jeder Blume sind Kapseln mit physischer und digitaler DNA eingeschlossen, die das 50 Villages-Projekt dokumentieren und möglicherweise eines Tages von zukünftigen Generationen entschlüsselt werden könnten. Durch Scannen des QR-Codes auf den Acrylblumen erhält man einen Einblick in das digitale Archiv von RIWAQ.

RIWAQ – Centre for Architectural Conservation ist eine NGO, die 1991 in Ramallah, Palästina von der Architektin und Autorin Suad Amiry gegründet wurde. RIWAQs Hauptziel ist die Erhaltung historischer Zentren im ländlichen Palästina. Es ist RIWAQ gelungen, den Schwerpunkt des Erhalts des kulturellen Erbes von der Materialität historischer Gebäude weg auf die Lebensqualität der Menschen und die Qualität des privaten und öffentlichen Raums, in dem sie leben, zu verlagern. Dies wird vielleicht am besten durch RIWAQs Einsatz veranschaulicht, etwa 120 Gemeinde-/Kulturzentren in 80 Dörfern und Städten bereitzustellen, von denen die Hälfte Räume für Frauen und Kinder sind.
RIWAQ-Team: Suad Amiry (Leitende Architektin), Khaldun Bshara (Co-Direktor), Shatha Safi (Co-Direktorin), Michel Salameh, Aya Tahan, Dana Abbas, Saja Mansour und Yara Bamieh.

Yara Sharif und Nasser Golzari sind preisgekrönte Architekt*innen und Akademiker*innen, die sich für Design als Mittel zur Förderung und Stärkung „vergessener“ Gemeinschaften interessieren und dabei die Rolle von Architekturpolitik und sozialem Engagement hinterfragen. In ihrer Arbeit haben sie neue Ansätze zum Umdenken in der palästinensischen Landschaft durch spekulative Szenarien und Live-Projekte erforscht. Die gemeinsame Arbeit kombiniert Forschung und Design und ist zwischen dem Architekturbüro NG Architects in London, dem Designstudio der University of Westminster und ihrer designorientierten Forschungsgruppe Palestine Regeneration Team (PART) aufgeteilt.

50 Villages-Projekt

Nach Abschluss der umfassenden Architekturstudie von RIWAQ (1994–2004), an deren Ende die Veröffentlichung von RIWAQs Liste historischer Gebäude stand, wurde festgestellt, dass sich fast 50% dieser Gebäude in den ländlichen Gebieten des Westjordanlands und des Gazastreifens in den gleichen 50 Dörfern oder deren direkter Umgebung befinden. Daher hat es sich RIWAQ zum Ziel gesetzt, sich in nächster Zeit auf diese 50 Dörfer zu konzentrieren und an Sanierungsprojekten zu arbeiten, die auf die Verbesserung von Dienstleistungen, Infrastruktur und Lebensbedingungen in der öffentlichen und privaten Umgebung abzielen.

In einer Zeit, in der Palästina Rückschläge im politischen und wirtschaftlichen Bereich zu verzeichnen hat, hofft RIWAQ mit seinem 50 Villages-Unterfangen einen qualitativen Beitrag auf regionaler Ebene zu leisten. Gemeinden durch das Angebot von Mitteln zur Verbesserung ihrer Umwelt und ihrer Lebensbedingungen zu stärken bedeutet, auf die dringenden Probleme zu reagieren, mit denen sie täglich konfrontiert sind.

Das 50 Villages-Projekt ist ein Instrument zur Rekonstruktion einer alternativen palästinensischen Landkarte und stellt eine konzeptionelle Verschiebung dar: weg vom konventionellen restaurativen Ansatz – das heißt der Erhaltung und Dokumentation einzelner Gebäude – und hin zur Erforschung eines breiteren städtischen Kontexts unter gleichzeitigem Schutz seines baulichen Erbes. Das Projekt ist Teil eines bewussten Ansatzes, der untersucht, was mit begrenzten Ressourcen getan werden könnte, und der Möglichkeiten für einen Wandel aus dem palästinensischen Geschichtsgefüge heraus kultiviert. Dieser Prozess der Neulektüre der Landkarte führt zur Entstehung neuer kooperativer Matrizen und Netzwerken, die zusammen arbeiten, um die fragmentierte Landschaft Palästinas zu vernetzen.

In diesem Sinne wird Denkmalpflege nicht mehr als ein passiver, in romantischen Werten verwurzelter Akt gesehen, wie es in vielen Ländern üblich ist, sondern als eine dynamische Form der Veranlassung von Veränderungen. Das Konzept und die Definition des Kulturerbes haben sich allmählich weiterentwickelt und Möglichkeiten für ein neues Verständnis von städtischen Räumen, Gebäuden und Individuen eröffnet. Diese Möglichkeiten umfassen zeitgenössische Aktivitäten, Bedeutungen und Praktiken, die man aus der Vergangenheit ableiten kann, um die Zukunft zu gestalten.

Produktion Nasser Golzari, Yara Sharif, RIWAQ – Centre for Architectural Conservation. Produktionsfirmen RIWAQ – Centre for Architectural Conservation (Ramallah, Palästina), Palestine Regeneration Team and Golzari NG Architects (London, Vereinigtes Königreich). Regie RIWAQ – Centre for Architectural Conservation, Yara Sharif, Nasser Golzari. Buch Suad Amiry, Yara Sharif, Nasser Golzari. Kamera George Whitehead, Rim Kalsoum. Montage George Whitehead, Khaldun Bshara, Bashar Zarour. Musik George Whitehead. Sound Design George Whitehead. Ton George Whitehead, Sami Sa’id. Mischung Jeremiah Moore. Animation George Whitehead. Licht Bassam Jarbawi. Szenenbild George Whitehead. Co-Regie Mohanad Yaqubi, Hamoudeh Shehadeh. Production Managers Yara Sharif, Nasser Golzari. Executive Producer George Whitehead. Mit George Whitehead (Forensiker), Suad Amiry.

Weltvertrieb RIWAQ – Centre for Architectural Conservation

Foto: © RIWAQ

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)
  • Logo des Programms NeuStart Kultur