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75 Min. Französisch.

Damien Samedi lebt in einem wallonischen Dorf, verdingt sich hier und da als Gärtner und pflegt ein enges Verhältnis zu seiner Mutter. Der Alltag in dem Ort, der seine besten Zeiten gesehen hat, Samedis ruhige und freundliche Art, die nur leicht angekratzte Idylle auf dem Land stehen in harschem Kontrast zur Heroinsucht, an der Samedi seit mehr als 20 Jahren leidet und von der nur die Familie weiß. Als er einen erneuten Versuch clean zu werden unternimmt, wird auch das Verhältnis zur Mutter ein anderes. Paloma Sermon-Daï zeichnet in ihrem Dokumentarfilm ein zurückhaltendes, sehr genaues Bild einer Beziehung, die von Zuneigung und Liebe geprägt ist und in einem schwer zu fixierenden Verhältnis zu Samedis Problem steht. In den langen, von der Kamera konzentriert beobachteten Gesprächen mit der Mutter und der Therapeutin wird das Bild einer Sucht sichtbar, die Teil einer familiären Struktur ist. Durch die vereinzelten Bilder vom Ort wird diese wiederum in etwas Größeres eingebettet. Petit Samedi entwirft ein Bild von Abhängigkeit, in dem Individuum, Familie und gesellschaftliches Zusammenleben ineinandergreifen, ohne dabei dem Gestus zu verfallen, die Problematik auflösen zu können. (ab)

Paloma Sermon-Daï wurde 1993 im belgischen Namur geboren. Zwischen 2005 und 2012 besuchte sie das Athénée Royal „Jean Tousseul“ in Andenne, anschließend folgte ein Kamerastudium an der Haute École libre de Bruxelles Ilya Prigogine (HELB), das Sermon-Daï 2016 mit dem Bachelor abschloss. Petit Samedi ist ihr erster abendfüllender Film.

Der Heilungsprozess

PETIT SAMEDI ist aus dem Wunsch heraus entstanden, eine düstere Geschichte in etwas Glanzvolles zu verwandeln. Es ist die Geschichte einer Mutter, die ihren Sohn nicht im Stich gelassen hat, als er sich in Drogen verlor, und die Geschichte eines Sohnes, der sich seit Jahren über Wasser hält, und sei es nur, um sie nicht zu enttäuschen. Zwanzig Jahre später begegnen wir den beiden in diesem Film, zwischen Lachen und Weinen; die Liebe hat gesiegt.
Mit diesem Projekt wollte ich direkt zum Kern des Ganzen vordringen und eine Verbindung skizzieren, die so einzigartig ist, dass sie nur schwer zu fassen ist. Dieses dünnhäutige Duo besteht aus meiner Mutter Ysma und meinem Bruder Damien. Damien sucht Heilung. Der Film folgt dem Beginn seiner Therapie, zwischen Bekenntnissen gegenüber seiner Psychologin und Gesprächen mit seiner Mutter am Küchentisch. Nach und nach führt ihn die Selbstbetrachtung in seine Vergangenheit. Damien hört die Stimme des kleinen Jungen, der er einst war, und stellt sich dem Mann, der er heute ist.
Im Verlauf des Films können sich Damien und Ysma aus ihrer wechselseitigen Abhängigkeit lösen und erleben eine Befreiung. Sie nehmen sich die Zeit, ihre Beziehung und die Sucht zu überdenken, und konfrontieren uns dabei mit unseren eigenen Grenzen. Damien stellt vorgefasste Meinungen und alle Klischees in Frage, die gemeinhin mit Drogenabhängigkeit verbunden sind.
In unserem kleinen postindustriellen wallonischen Dorf mit seinen seltsamen Bewohner*innen haben wir gemeinsam beschlossen, uns den Blicken zu stellen und offen zu sprechen. Das war auch für mich ein Weg, mein Recht einzufordern, mich frei auszudrücken, unabhängig von meiner sozialen Schicht oder Herkunft. Dieser Film, der für mich persönlich so wichtig ist, steht auch für das, was mich unbewusst zum Filmstudium getrieben hat. Er musste gemacht werden, bevor ich irgendetwas anderes tun konnte, als Geschenk an mich und meine Familie.
Wenn ich jetzt an PETIT SAMEDI denke, höre ich die Worte meiner Mutter, an denen ich hänge wie an einem kostbaren Geschenk: „Es ist ein Geheimnis, das wir erzählen mussten, schreien mussten. Jetzt kommen wir zur Ruhe.“
Was mir jetzt bleibt, ist die Freude, Damien vorankommen zu sehen. Das ist das Wichtigste. (Paloma Sermon Daï)

Produktion Sébastien Andres, Alice Lemaire. Produktionsfirma Michigan Films (Brüssel, Belgien). Regie, Buch Paloma Sermon-Daï. Kamera Frédéric Noirhomme. Montage Lenka Fillnerova. Ton Thomas Grimm-Landsberg. Co-Produzent*innen Pierre Duculot, Julie Frère. Co-Produktion Wallonie Image Production, Dérives. Mit Damien Samedi (Damien), Ysma Sermon-Daï (Ysma).

Filme

2017: Makenzy (20 Min.).

Foto: © Michigan Films

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