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89 Min. Mandarin, Englisch, Japanisch.

Ein einziges Mal nur erwähnt Lin die Trennung, beim Essen mit einer Freundin, in Japan, wo ihre Installation gezeigt wird. Als sie wieder in China ihre Eltern besucht, verliert sie kein Wort darüber, auch nicht bei ihrer Freundin in Hongkong, dabei hat sie längst eine neue Wohnung. Meist ist sie allein, und man ist versucht, aus ihrem Gesicht Gefühle herauszulesen, vielleicht auch deshalb, weil Filme selten Frauen zeigen, die allein und somit ganz sie selbst sind, ohne von anderen definiert zu werden. So erfährt man, wie Lin lebt: Als Filmemacherin ist sie oft unterwegs, eine Reise geht in die nächste über, ihr Blick verrät stets Neugier, als würde sie Material für einen neuen Film sammeln – wenn sie aus dem Fenster ihrer neuen Wohnung blickt, ein Mädchen auf derselben Krankenhausstation beobachtet, das Licht und die Blätter der Bäume im Park betrachtet. In Zügen, Autos und auf Schiffen sieht sie die Landschaft an sich vorüberziehen, schneebedeckte Berge, die Neonlichter einer Stadt, nebelverhangene Ebenen – bis ihr die Augen zufallen. Auch während eines Konzerts sind sie geschlossen, und die Tränen fließen und fließen – auch hier gehen Sehen und Fühlen, wie immer, Hand in Hand. (jl)

Song Fang wurde in Jiangsu (Volksrepublik China) geboren. Nach einem Regiestudium am Institut national supérieur des arts du spectacle et des techniques de diffusion (INSAS) in Brüssel schloss sie ein Masterstudium im Bereich Filmregie an der Beijing Film Academy ab. Ihr Spielfilmdebüt Ji yi wang zhe wo (2012) wurde auf internationalen Filmfestivals gezeigt.

Innere Traurigkeit und Wandlung

Mit diesem Film versuche ich zu zeigen, wie Menschen in alltäglichen Situationen ihre inneren, emotionalen Probleme bewältigen.
Manche Menschen tragen eine belastende Traurigkeit mit sich herum, die sie nur schwer loswerden; sie sind vielleicht verzweifelt und fühlen sich verletzlich und daher auch einsam. Selbst in Gesellschaft von Familie und Freund*innen lässt sich diese seelische Last nicht wirklich abschütteln. Solche Erfahrungen scheinen universell zu sein. Ganz gleich, wie sehr man auch kämpfen muss, solange der Lebenswille die Oberhand behält, findet sich ein Weg. Schmerzen können immer gelindert, Gefühle immer verändert werden.
Eine solche Wandlung wollte ich mithilfe einer schlichten, realistischen Logik und anhand der grundlegenden menschlichen Beziehungen in Familie und Freundeskreis einfangen. Mein Fokus sollte dabei auf menschlichen Emotionen, inneren Stimmungen und Wahrnehmungen liegen.
Im Vergleich zur Literatur sind dem Film zwar Grenzen gesetzt, was seine Möglichkeiten der Beschreibung betrifft. Aber dafür verfügt er über die Fähigkeit, Augenblicke visuell zu erfassen, die verbale Sprache nicht greifen kann.
Ich wollte auch einige Aspekte des menschlichen Daseins im Zusammenhang mit der Natur hervorheben und habe den Film über verschiedene Jahreszeiten und Orte hinweg gedreht, um die Veränderungen im Kreislauf der Natur zu zeigen.
PING JING ist ein Film über die Beziehung zwischen einer einzelnen Person und sich selbst, zwischen ihr und anderen, zwischen ihr und der Welt. Die erste dieser Beziehungen gibt dem Film seine Grundstruktur, aber sie ist untrennbar mit den beiden anderen verbunden. Die Balance zwischen allen dreien macht erst einen ganzen Menschen aus. (Song Fang)

Produktion Jia Zhang-ke, Steven Xiang. Produktionsfirmen Fabula Entertainment (Shanghai, Volksrepublik China), Huanxi Media Group (Shanghai, Volksrepublik China). Regie, Buch Song Fang. Kamera Lu Songye. Montage Song Fang. Sound Design Zhang Yang. Ton Qiao Mingzi. Production Design Peng Shaoying, Liu Cheng-Hung. Kostüm Zhang Juan. Maske Wang Lamei. Casting Dai Xiaolu. Regieassistenz Li Changlong. Production Manager Wang Yingliang. Co-Produzent*innen Zhao Yijun, Zhang Dong, Shozo Ichiyama. Co-Produktion Xstream Pictures. Mit Qi Xi (Lin Tong), Ye Yuzhu (Lin Tongs Mutter), Song Dijin (Lin Tongs Vater), Makiko Watanabe (Makiko), Chen Yadi (Xuemei), Pei Pei (He Pei).

Filme

2009: Gao bie / Good-bye (30 Min.). 2010: Yulu (20 Min., Co-Regie: Jia Zhangke, Wei Tie, Tao Chen, Chen Ziheng, Wang Zizhao, Tan Chui Mui). 2012: Ji yi wang zhe wo / Memories Look at Me (87 Min.).

Foto: © Huanxi Media Group

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