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Über die letzten sechs Jahre hinweg habe ich geforscht und eine Praxis entwickelt, die sich mit den Erfahrungen von Arbeitsmigrant*innen im Ausland beschäftigt. 2015 habe ich einen Film und eine Installation über einen burmesischen Arbeiter in der Provinz Chiang Mai in Thailand gemacht. Während einer Künstlerresidenz in Japan im Jahr 2018 habe ich einen weiteren Film, DESTINATION NOWHERE, gedreht, der von einem jungen Thailänder handelt, dessen Mutter als Arbeitsmigrantin illegal nach Japan gekommen war. Weiter habe ich eine Installation über thailändische Arbeiter*innen in Japan und Südkorea erstellt. In gewisser Weise ist PLOY das Ergebnis dieses langen Projekts, aus dem ich einen Spielfilm machen wollte.

Ich habe das Filmmaterial in zwei Etappen aufgenommen: zunächst über den Zeitraum von zwei Monaten im Jahr 2018 und dann über drei Monate hinweg im Jahr 2020. 2018 hatte ich ein Stipendium erhalten und besuchte Singapur zunächst ohne eine konkrete Idee. Ich wollte einfach die Situation der Arbeitsmigrant*innen in Südostasien erkunden. In Singapur entdeckte ich ein Buch mit dem Titel Kon Glai Ban (Personen weit weg von zu Hause), herausgegeben von Pattana Kitiarsa, das 20 kurze Tagebucheinträge von thailändischen Arbeitsmigrant*innen über ihre Erfahrungen in Singapur enthielt. Eine Geschichte darunter hat mich zutiefst berührt: die Geschichte von Ploy. Sie schreibt mit Leidenschaft über ihr Leben, darüber wie sie in Singapur ankam, über ihre Erfahrungen als Sexarbeiterin im provisorischen Dschungel-Bordell in den Parks und Wäldern von Singapur, ihren Kampf vor Gericht und die Unterdrückung, die sie erlebt hat. Ploy bleibt, wie auch die anderen Arbeiter*innen im Buch, anonym. Sie entscheidet sich dafür, die Erfahrungen ihres Lebens offenzulegen, während sie ihre wahre Identität hinter ihren Worten verbirgt.

Eine Geschichte darunter hat mich zutiefst berührt: die Geschichte von Ploy.

Ich spürte Ploys Vermächtnis nach, indem ich die Orte besuchte, von denen sie schrieb. Ich ging auch in viele öffentliche Parks und Wälder, von denen in der Presse berichtet wurde, dass sie von Sexarbeiter*innen in improvisierte Dschungel-Bordelle umgewandelt werden. In manchen Fällen fand ich Spuren ihrer Aktivitäten. In anderen fand ich einen gesäuberten, instandgesetzten Ort vor, als ob der Staat die Erinnerungen an den Ort selbst auslöschen wollte.

Zwei Jahre später, im Jahr 2020, nahm ich an der Künstlerresidenz am NTU Center of Contemporary Art, Singapur teil. Ich war drei Monate vor Ort und entwickelte das Projekt weiter. Insbesondere beobachtete ich die sonntäglichen Treffen von Migrant*innen. In Singapur arbeiten Arbeitsmigrant*innen und Hauspersonal sechs Tage die Woche und da Sonntag ihr einzig freier Tag ist, treffen sie sich dann in einem städtischen Park und verwandelt einmal die Woche Singapurs öffentlichen Raum in ihren eigenen kulturellen Raum. Ich ging jeden Sonntag in diese Parks und filmte, bis die Treffen aufgrund der COVID-19-Pandemie verboten wurden. Darüber hinaus reiste ich nach Hat Yai, einer Stadt im Süden Thailands, und nach Johor Bahru, einer Stadt in Malaysia an der Grenze zu Singapur, um Ploys Reise in ihrem Tagebuch nachzuvollziehen.

Für PLOY habe ich mit verschiedenen visuellen Medien von der Fotografie über Malerei bis zu Kleinbilddias experimentiert. Als visueller Künstler wollte ich mit ihnen spielen und nach Möglichkeiten suchen, sie als Elemente in das Filmemachen einzubeziehen.

Prapat Jiwarangsan

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