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Als ich anfing Filme zu drehen, hatte ich nicht vor, selbst vor die Kamera zu treten. Doch das änderte sich, als ich mich einer vom Rat meiner Heimatstadt Stroud initiierten Untersuchung anschloss, die unter anderem die Meinung der Bevölkerung zu einer Statue an der Seitenwand eines Gebäudes einholen sollte, die als Blackboy Clock bekannt ist.

Die Untersuchung weckte schon bald die Aufmerksamkeit der Medien, da das Parlamentsmitglied aus meinem Wahlkreis einige kontroverse Aussagen machte, die sich mit der Politik des „Bewahrens und Erklärens“ der Regierung in Bezug auf umstrittene Denkmäler und kulturelles Erbe deckten. Mein E-Mail-Eingang füllte sich daraufhin mit Mails von Journalist*innen, die auch einer anderen Seite der „Kulturkrieg“-Debatte Sendezeit gewähren wollten. Da ich die Ansichten meines Repräsentanten im Parlament nicht unwidersprochen stehen lassen wollte, nahm ich fast alle Interviewanfragen an.

Die Nachrichtendrehs fühlten sich für mich ein bisschen wie Vorstellungsgespräche an – mit dem zusätzlichen Druck, dass das, was ich sagte, später von anderen Menschen angeschaut werden würde. Während ich auf die Nachrichtenteams wartete, war ich immer nervös. Doch sobald das Equipment aufgebaut war und es losging, lief alles reibungslos. Das seltsamste war, die fertigen Berichte später im Fernsehen anzuschauen. 20-minütige Gespräche wurden auf 20 Sekunden heruntergekürzt und ich sah mir dabei zu, wie ich Dinge sagte, von denen ich mich nicht mal erinnern konnte, sie bei der Aufnahme auch nur gedacht zu haben.

Meine Nachrichten-O-Töne würden mir keine Preise einbringen (jedenfalls nicht in den rechten Kommentarspalten!), doch mit jedem Interview fühlte ich mich wohler dabei, mich selbst im Fernsehen zu sehen und zu hören. Das fühlte sich wie ein Erfolg an. Als ich dann mit der Arbeit an BLACK STRANGERS begann, hatte ich das nötige Selbstbewusstsein gewonnen, mich auch in meiner eigenen Arbeit zum ersten Mal sicht- und hörbar zu machen.

Der Film ist sehr persönlich und ich habe das Gefühl, dass nur ich seine Geschichte erzählen kann.

Im Film gehe ich auf die Suche nach Daniel, einem Namensvetter von mir, der am 31. Dezember 1719 in Nympsfield beerdigt wurde. In den offiziellen Aufzeichnungen wird er als „black stranger“, als „schwarzer Fremder“ bezeichnet. Ich versuche, seinen Spuren zu folgen und mich irgendwie mit ihm in Beziehung zu setzen.

Ich beschloss, mit einer Gruppe talentierter Freund*innen und Partner*innen zusammenzuarbeiten – Nielsan, Conrad, Mae-Li und Elizabeth – und nicht mit einer Crew aus Unbekannten. Ich wollte mich während der Produktion so aufgehoben wie möglich fühlen.

Tatsächlich war ich sehr froh, mich so entschieden zu haben, denn eine Folge der Ergebnisse der Stadtratsuntersuchung war, dass eine rechtradikale Gruppe drohte, am Tag der Dreharbeiten nach Stroud zu kommen. Wir machten damals Witze, dass ich mich sehr viel lieber von meinen Freund*innen mit einer Kamera durch die Wälder verfolgen lassen würde, als von meinen Feind*innen!

Da ich die volle Kontrolle über die Postproduktion hatte, entschied ich mich, viele der physischen und verbalen Abschweifungen, die wir aufgenommen hatten, in den fertigen Film zu integrieren. Mir ging es insbesondere um die Emotionalität, die mir in den sehr straff montierten Nachrichtensendungen gefehlt hatte. Im Bild zu sein ist etwas, das ich normalerweise vermeiden würde – aber von jetzt an will ich mich auf jeden Fall stärker damit anfreunden.

Der Film ist sehr persönlich und ich habe das Gefühl, dass nur ich seine Geschichte erzählen kann. Indem ich mich selbst ins Zentrum des Films stelle, hoffe ich eine Verletzlichkeit zu vermitteln, die bei den Zuschauer*innen Anklang findet.

Zuerst veröffentlicht auf: rightofwaytour.org.uk

Dan Guthrie

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