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Die Geschichte von Yarokamena ist seit langer Zeit auf viele verschiedene Arten erzählt worden, doch sie kann Zeitschichten durchdringen, die aus der Zeit vor der Invasion des Amazonasterritoriums stammen und in der Tiefenzeit von Techno-Kolonisation, Krieg und Ausbeutung verbleiben.

Yarokamena handelt von Widerstand und Rebellion, doch darüber hinaus bietet die Geschichte auch Einsichten in die andauernde Bedrohung des Amazonas und kann als Warnung vor der Präsenz Fremder verstanden werden, die Chaos stiften. Die ursprüngliche Überlieferung legt nahe, dass Yarokamenas Name „Blitzsteinbaum“ oder „Quartzbaum“ bedeutet. Yaroka – der Quartzstein – wurde von den Anführern als Halskette getragen. Mit seiner Hilfe konnten Blitze auf Feinde geschleudert werden. Auch kam er bei der Vorhersage des Ausgangs von Schlachten zum Einsatz: Man warf einige Yaroka-Steine auf ein Blatt der Platanillo-Pflanze. Stießen sie zusammen, dann ging der Krieg verloren. Auch zum Bemalen des Körpers wurde der Stein – mit rotem Annotto-Pulver beschichtet – verwandt.

Die Geschichte von Yarokamena ist in den offiziellen Geschichtsbüchern Kolumbiens kaum zu finden. Sie zirkuliert als verwitterte mündliche Überlieferung. Der Film nutzt Performance und Theatertechniken in situ, um sich der Geschichte über die Aktivierung des Erzähler-Performers anzunähern, der einen Nachfahren Yarokamenas verkörpert. Das in der Erzählung verhandelte Ereignis war einer der großen Vorläufer des Grenzkriegs zwischen Kolumbien und Peru Anfang des 20. Jahrhunderts und ist Teil des globalen Konflikts um Kautschuk. Deshalb bin ich der Meinung, dass die Geschichte eine viel größere Aufmerksamkeit verdient. Denn sie verschiebt die herkömmliche Erzählung, in der indigenen Kulturen üblicherweise die Fähigkeit autonomer Strategiebildung im Kampf gegen das Vordringen der ausbeutenden und kolonisierenden Unternehmen abgesprochen wird. In Gerardos Worten schwingen viele filmische Vibrationen mit. Das Einüben von Oralität und Zuhören waren entscheidende Aspekte in der Produktion dieses Films. Die Kamera war nicht nur Auge, sondern auch Ohr.

La Vulcanizadora hat bereits andere Geschichten des Widerstands, der Rebellion und der Solidarität versammelt. YAROKAMENA schließt sich dieser Reise an, auf der das Kino mit Formen oraler Kultur eine Allianz schließt – mit der Kultur des Amazonas – und ungewöhnliche, überraschende Formen der Bildproduktion und erweiterte Erfahrungen sucht.

Wir haben den Film visuell in einem Kreis kadriert, der die Form der Parabolantennen widerspiegelt, die den Einmarsch der Telekommunikation in La Chorrera markieren. Zudem erinnert mich der Kreis an den Blick durch ein Teleskop oder einen anderen technischen Apparat. Unser Ansatz entstand aus der andauernden Arbeit mit Kolleg*innen in der Gemeinschaft von La Chorrera im Amazonas. Wir erkennen das Kino als ein gemeinsames Territorium an, in dem wir einander begegnen und von dem aus wir miteinander sprechen und uns ein Bild von einander machen können.

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