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Von 1986–1992 studierte Angelika Levi an der dffb. Sie begann also im ehemaligen Westberlin der 1980er Jahre, zwischen atomarer Endzeit und Häuserkampf, dem Kampf um schwul-/lesbische Lebensformen und Feminismus, Punk, New Wave und Drogen, umgeben von der Mauer, als ästhetische Experimente und die Ablehnung einer geschlossenen Narration programmatisch waren. In jener Zeit war sie nicht nur als Filmemacherin aktiv, sondern auch in der Frauenband Subsonic. Seither war Berlin immer der Ort, an dem sie arbeitete und zu dem sie von ihren Reisen zurückkehrte. So spiegelt ihre Filmografie auch ein Stück Zeitgeschichte.
Anlass der vierteiligen Werkschau ist die Pre-miere ihres neuen Films ABSENT PRESENT (2010, 16.12.). Benji wurde 1979 als kleines Kind aus Namibia in die DDR gebracht und 1990 nach der Wiedervereinigung dorthin zurückgeschickt. Levi lernte ihn 1991 dort kennen. Zwei Jahre später reiste er per Anhalter, als Tourist verkleidet, nach Europa zurück. Doch „in diesem Film gibt es keine Hauptdarsteller. Benji, der es hätte sein sollen, ist verschwunden“, heißt es zu Beginn des Films. Auf ihrer Spurensuche verknüpft Levi assoziativ die Geschichte des Flüchtlings mit den Fluchtgeschichten derer, die sie unterwegs trifft. Die Reise führt von Deutschland nach Namibia, aufs spanische Festland und die Kanarischen Inseln, bis in den Senegal. Ohne eine geografische oder politische Landkarte zeichnen zu wollen, entsteht ein essayistischer Dokumentarfilm über verschiedene Formen des Reisens: Urlaub und Migration, gewollte und erzwungene Rückkehr.
MEIN LEBEN TEIL 2 (2003, 15.12.) geht vom Archiv der Mutter der Filmemacherin aus, die ihre eigene Geschichte sammelte und archivierte. "Anhand von Gegenständen, Fotos, Ton- und Filmaufnahmen erzähle ich, was in der Familie erzählt und auch nicht erzählt wurde. Der Film handelt von Traumatisierung und gleichzeitig davon, wie auf Makro- und Mikroebenen permanent Geschichte produziert, archiviert, in einen Diskurs gebracht und eingeordnet wird – und davon, wie ich selbst immer weiter sammelte, damit alles zusammen eine Erzählung ergibt."
Das erste der beiden Kurzfilmprogramme (15.12.) enthält einige Super8-Filme, darunter SEX PARTY (1986/87, mit Josje Pater): "Vieles von dem, was die Frauen auf einer Party in der Punk- und Hausbesetzerinnenszene filmten, ging im Kodak-Filmlabor 'verloren'. SEX PARTY bleibt demnach unvollendet, ein Fragment, und als solches könnte man sagen, ein Zeugnis der Prekarität queerer Kultur." (Marc Siegel). Auch im Programm: FAUST AUFS AUGE (1988, mit Antje Schäfer, die in fast allen Filmen als Kamerafrau mitwirkte), basierend auf Modellen des Filmarchitekten Robert Herlth zu Murnaus Faust, und andere Filme (1986–1994).
Im zweiten Kurzfilmprogramm (1984–92, 16.12.) geht es um Kafka, Gespenster, Gedächtnis, Postmoderne, Architektur, Märchen und Science-Fiction (Darunter DAS KLEINE OBJEKT A). Im Roten Foyer und in der Black Box sind an beiden Tagen Fotografien und Videoloops von Angelika Levi zu sehen.

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