Direkt zum Seiteninhalt springen

Dani Gals Trilogie NACHT UND NEBEL (Israel 2011), WIE AUS DER FERNE (D/Österreich 2013) und WHITECITY (D 2018) umkreist die komplexen Strukturen kollektiver Erinnerung und beleuchtet die Leerstellen zwischen Realität und Darstellung, zwischen Erinnerung und Erfindung, indem sie die Geschichte als offenen Prozess der subjektiven Interpretation entlarvt. NACHT UND NEBEL rekonstruiert als Reenactment die Nacht, in der Adolf Eichmann von israelischen Polizisten hingerichtet und seine Asche ins Meer gestreut wurde. Die komplexe Freundschaft zwischen Simon Wiesenthal, dem „Nazi-Jäger“, und Albert Speer, dem leitenden Architekten der Nazis, wird in dem Film WIE AUS DER FERNE durch die Folie eines kurzen Textes von Ludwig Wittgenstein über Erinnerungsbilder inszeniert. In WHITECITY besucht der israelische Eugeniker Arthur Ruppin die Weißenhofsiedlung in Stuttgart. In Flashbacks seines Besuchs bei NS-Rassetheoretiker Hans F.K. Günther verweben sich ihre Theorien in eine deliriöse Fantasie. Das bestimmende Thema der Trilogie ist das Verhältnis zwischen Opfern und Tätern auf kollektiver wie auf persönlicher Ebene, insbesondere in der jüngeren jüdisch-deutschen Geschichte. FIELDS OF NEUTRALITY(THE LAST INTERVIEW WiTH LUDWIG MIES VAN DER ROHE), (D 2019, 13.12.) hingegen erforscht mittels der Rekonstruktion eines Interviews die Zwischenräume zwischen Historie und Erinnerung, Wahrnehmung und Interpretation von Geschichte und ermöglicht so eine retrospektive Öffnung, die etwaige Festschreibungen ins Wanken bringt.

Das Langzeitprojekt IN ARBEIT (Minze Tummescheit, Arne Hector, D 2007–2017, 14.12.) des Filmkollektivs cinéma copains versteht sich als Recherche zu Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen kollektiven Handelns. Dabei wird der kommunikative Prozess der Recherche zum Inhalt des Films. Eine Interviewkette verbindet europaweit kollektive Projekte miteinander, in denen das Zusammenarbeiten im Mittelpunkt steht. So entsteht ein Bild kooperativer Praxis in den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft. Zu sehen sind die letzten drei Teile des Projekts. Teil 4: I SICALIANI (D 2018) zeigt die sizilianische Sozialkooperative „I Sicaliani“, die in jahrelanger Arbeit eine Ludoteca, einen geschützten Raum für Kinder, aufgebaut hat, und entfaltet so die wechselhafte Geschichte der ältesten Anti-Mafia-Kooperative Palermos. Teil 5: FREIE SCHULE AM MAUERPARK (D 2018) wirft einen Blick auf Ideen und Wirklichkeit von Freien Alternativ-Schulen. Im letzten Teil 6: 9TO5, LUX UND KONSORTEN UND DIE VIELEN (D 2018) wird das Kollektiv durchlässig. Lehrer*innen der Freien Schule sprechen mit Mitgliedern der Hamburger Gruppe „9to5“ über politische Arbeit aus der eigenen Perspektive und Erfahrungen mit gesellschaftlicher Mobilisierung zu Prekariat, Autonomie und Grundeinkommen.

EDGEWOOD (Katrin Pesch, USA 2019, 15.12.) setzt die Gegenstände der Villa „Edgewood“ nahe San Diego mit den umliegenden Orten in Beziehung und verbindet visuelle Fragmente zu einem Porträt der Region, das in beunruhigender Weise das koloniale und lokale Geschichtsbild der kalifornischen Landschaft aufscheinen lässt. FINDING THINGS I DON’T WANT TO FIND (Katrin Pesch, USA 2016) entwickelt eine experimentelle Ethnografie über materielle und immaterielle Begegnungen in einem kleinen Heimatkunde-Museum in Südkalifornien.

RASENDES GRÜN MIT PFERDEN (Ute Aurand, D 2019, 15.12.) ist eine Sammlung kurzer Beobachtungen und Begegnungen, gefilmt zwischen 1999 und 2018 auf Reisen, zu Hause, mit Freund*innen und allein. Es sind private Gesten, jenseits der Erzählung oder Dokumentation spontan gefilmt. (ara)

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)
  • Logo des Programms NeuStart Kultur