Der französische Filmemacher Robert Bresson (1907–1999) gehört zu den radikalsten und eigenwilligsten Künstlern der Filmgeschichte. In 13 zwischen 1943 und 1983 gedrehten Spielfilmen hat Bresson seine eigene Filmsprache entwickelt – "eine Schrift in bewegten Bildern und Tönen", statt des dramatischen Schauspiels. Seine Gedanken und Ideen zur Ästhetik des Films hat er in den 1975 veröffentlichten Notizen zum Kinematographen festgehalten.
Bressons prägnanter Stil macht seine Filme unverwechselbar. Die Form ist streng, elliptisch, antidramatisch und aufs Wesentliche reduziert. Ohne Hervorhebungen und schmückendes Beiwerk sind die Szenen in ihrer linearen Abfolge aneinandergereiht. Die Bildsprache ist geprägt durch größte Einfachheit. Bresson arbeitete stets mit dem 50-mm-Objektiv, das am ehesten dem menschlichen Auge entspricht. Seit seinem dritten Film verzichtete er auf professionelle Schauspieler und arbeitete mit Laien, die er "Modelle" nannte und die auf keinen Fall "spielen" sollten. Entgegen dem gängigen Klischee, das französische Kino sei besonders wortreich, kommen Bressons Figuren mit sehr wenig Dialog aus. Bisweilen kommentiert eine Ich-Erzählstimme aus dem Off das Geschehen in knappen Sätzen. Besondere Sorgfalt verwendete Bresson auf den Ton, da er das Ohr für schöpferischer und fantasieanregender als das Auge hielt: "Wenn ich ein Bild durch ein Geräusch ersetzen kann, dann tue ich es."
Die strenge, nüchterne Form der Filme entspricht ihrem Inhalt: ein Kino der Reduktion, das vom Leid der Welt berichtet, sich aber dem Mit-Leid verweigert und das Drama ins Innere der Protagonisten verlegt. Wiederkehrende Themen sind das Gefangen-Sein, bedrohte Freiheit, die Einsamkeit des Individuums sowie der Kampf um Anerkennung und Liebe. Die Filme des Katholiken Bresson sind transzendental, haben einen religiös-theologischen Hintergrund – fern jedoch von jeder Kirchenfrömmigkeit oder Heilsgewissheit. Bevorzugte Autoren, deren literarische Vorlagen er adaptierte, waren Fjodor Dostojewski und Georges Bernanos.
Wir zeigen bis zum 7. Mai alle 13 Langfilme Bressons, ergänzt wird die Retrospektive um einige dokumentarische Arbeiten über den Filmemacher.