1995 hat die mittlerweile legendäre Filmkritikerin und Autorin Frieda Grafe (1934–2002) für die Zeitschrift Steadycam eine Liste ihrer 30 Lieblingsfilme verfasst. Diese Liste umfasst Arbeiten zwischen 1926 und 1986, manches zu Erwartende, Mizoguchi, Godard und Mankiewicz etwa, durchaus viel Überraschendes, wie Pagnol, Barnet, Capras und Langdons Stummfilm The Strong Man oder Roger Cormans in eineinhalb Tagen abgedrehten Little Shop of Horrors. Andere Regisseure, keine Regisseurin darunter, sind nicht gerade mit ihren Hauptwerken vertreten, wie Billy Wilder mit AVANTI!, Fritz Lang mit HOUSE BY THE RIVER oder Yasujiro Ozu und "Akibiyori". Grafe spielt hier mit dem Kanon, nähert sich ihm an, verlässt ihn wieder, und mitunter verhöhnt sie ihn sogar.
Frieda Grafes Arbeit war geprägt durch eine Sprache, die sich von den Filmen hat anregen und bewegen lassen und einer Haltung, die eher die einer Übersetzerin als die einer Kritikerin war. Wie niemand sonst hat sie Bürgerliches und Anti-Bürgerliches gelebt und formuliert. Ihre Anwendung war gegen die Praxis des Sammelns und Aufhäufens gerichtet und auf das Verbinden aus, das nicht nur die alten Künste und Medien miteinander verknüpft, sondern auch das Kino einbezogen hat in diese Netzarbeit.
Die 30 Filme sind in drei Inseln à 10 Filmen angeordnet und zu sehen im April, Juli und Oktober.