Im Juli setzt die DEFA-Stiftung ihre monatliche Filmreihe mit zwei Filmen von Arthur Maria Rabenalt aus der Reihe "Brüche und Kontinuitäten" fort. Die gemeinsam mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung konzipierte Reihe widmet sich neun Regisseuren, die vor 1945 in der UFA und nach 1945 bei der DEFA tätig waren.
Experimentelles Fernsehen der 1960er und 70er Jahre
Anlässlich der Ausstellung "Experimentelles Fernsehen der 1960er und 70er Jahre" zeigt die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen den Film ROTMORD (Peter Zadek, BRD 1969, 6.7.) nach dem Stück Toller von Tankred Dorst. ROTMORD, in dem die Geschichte der Münchner Räterepublik von ihrem hoffnungsvollen Beginn bis zu ihrem tragischen Scheitern erzählt wird, war einer der am heftigsten diskutierten Fernsehfilme der 60er Jahre. Zur Zeit der Studentenunruhen erzählten Regisseur Zadek und Autor Dorst die Geschichte des linken Schriftstellers Ernst Toller (Gert Baltus), der als Verfechter der Räterepublik an seiner politischen Unerfahrenheit und Labilität scheiterte. Mit elektronischer Verfremdung und einem Ineinander von Dokumentaraufnahmen und Fiktion schafft der Film eine Distanz zu den dargestellten Figuren. Im Anschluss spricht Regisseur Andres Veiel mit Tankred Dorst über die Möglichkeiten des Verfilmens von historischen Ereignissen. (Gerlinde Waz)
Heide Breitel zum Geburtstag
Heide Breitel wird 70 Jahre alt. Seit 50 Jahren "im Film", verzeichnet filmportal.de ihre Berufe: Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ton, Herstellungsleitung, Produzentin und "Sonstiges". Zu ihrem 40. Geburtstag entstand IM JAHR DER SCHLANGE (BRD 1981, 16.7.). Eine erste Lebensbilanz, Nachdenken über Kindheit in Krieg und Fluchtwirren, Aufwachsen in den engen Vorstellungen der Wirtschaftswunderzeit, Aufbruch und Frauenbewegung in den 60ern und 70ern. Der Film ist aus heutiger Sicht ein Geburtstagsgeschenk an uns: Ein selbstironischer Blick in Frauenleben von 1981, und in das deutsche Fernsehen, als dort das Private noch nicht öffentlich zerredet wurde, sondern politisch wirksam werden durfte. Heide Breitels Filme werden in der Deutschen Kinemathek archiviert. (Martin Koerber)
UdK-Seminar FilmTonBand
Das Programm "Filmische Räume" wird gezeigt im Rahmen eines Seminars zu Avantgardefilm und Tonbandmusik (SoundStudies, UdK Berlin), in dem Gemeinsamkeiten und Unterschiede im künstlerischen Umgang mit diesen beiden Medien thematisiert werden. Montage, Material und Zeit sind integrale Elemente beider Genres. Die ausgewählten Filme zeigen filmische Räume in herausragender Art und Weise. Von der Montage kleinster Einheiten des Films, dem Einzelbild (SERENE VELOCITY, Ernie Gehr, 1970), über die radikale Behandlung ganzer Sequenzen aus gefundenem Filmmaterial (STADT IN FLAMMEN, Schmelzdahin, 1984), bis hin zu einem filmischen Durchschreiten eines Zeitraumes, das die Unmittelbarkeit verlässt und doch kaum intensiver wirken könnte (WAVELENGTH, Michael Snow, 1967). (14.7.) (Julius Stahl)
Berlin premiere and artist talk. Andy Graydon's "Vostok, Faretheewell"
Der amerikanische Künstler Andy Graydon befasst sich mit einer "Ökologie des Science-Fiction", der spekulativen Zukunftsvorstellung einer Umgebung, die sich in Bewegung befindet. Sein jüngster Film VOSTOK, FARETHEEWELL (2011) reflektiert diese Erfahrung in der Stadt Berlin. Er begleitet einen japanischen Touristen, der damit beschäftigt ist, ein Raumschiffmodell für einen koreanischen Science-Fiction-Film zu entwerfen. Dazu zeigen wir seinen S8-Reisefilm FARWANDERER (2003). Im Anschluss gibt es eine Diskussion mit Andy Graydon. (20.7.)
Rising Stars Falling Stars präsentiert von Vaginal Davis
Im Juli präsentiert Stummfilmstar Vaginal Davis Germaine Dulacs LA SOURIANTE MADAME BEUDET (1923), Vorreiter eines experimentellen und radikal feministischen Kinos. Die Ehefrau eines rücksichtslosen und machohaften Ehemanns entwickelt darin mörderische Fantasien. Begleitet wird der Film von den Musikern John und Tim Blue. (29.7.)
Performing Documentary
Im österreichischen und deutschen Dokumentarfilmschaffen der letzten zehn Jahre hat sich eine neue, experimentelle Spiel-Art des Dokumentarischen herausgebildet: Filme, die mit expliziter Inszenierung, Verfremdungseffekten und performativen Auftritten arbeiten und das ihnen zugrunde liegende, recherchierte dokumentarische Material buchstäblich in Szene setzen. Das Programm "Performing Documentary" versammelt diese Dokumentarfilme und stellt sie erstmalig in einen diskursiven Zusammenhang.
"Brownian Movement" im Kino
Nanouk Leopolds BROWNIAN MOVEMENT aus dem Programm des diesjährigen Forums startet am 30.6. bundesweit in ausgewählten Kinos. Bei der gestrigen Verleihung des deutschen Filmkunstpreises erhielt Hauptdarstellerin Sandra Hüller eine lobende Erwähnung für ihre Rolle der Charlotte.
Dieser Film von Sharon Sandusky (USA 1988) ist wohl der einzige, den wir einmal so lang im Arsenal gespielt haben, bis das Publikum uns höflich darum gebeten hat, eine Pause einzulegen. Das war, als das Kino noch in der Welserstraße war, also vor dem Jahre 2000. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits dreimal eine neue Kopie ziehen müssen. Wie lieben diese 12-minütige Partitur von rennenden, kämpfenden, springenden und schwimmenden Lemmingen, begleitet vom Gesang des 50er-Jahre-US-Teeniestar Wayne Newton, noch immer sehr. Der Klassiker des Found Footage Films entlarvt den kollektiven Selbstmord von Lemmingen als Walt Disney-Mythos: Er war es, der die Tiere zu den Dreharbeiten nach Alberta (Kanada) verschifft und dort mit einem Bulldozer von der Klippe gestoßen hat. Was er offenbar nicht wusste: Sie können schwimmen und haben überlebt, so wie unsere letzte 16mm-Kopie. Es kann also gut sein, dass wir den Film demnächst mal wieder im Programm verstecken.
Das Projekt "Living Archive – Archivarbeit als künstlerische und kuratorische Praxis der Gegenwart" hat begonnen! KuratorInnen, FilmemacherInnen, KünstlerInnen und andere Forschende entwickeln Projekte aus dem Archivbestand des Arsenals. Living Archive stellt den Versuch einer zeitgemäßen Archivaufarbeitung dar, die nicht nur dem Selbsterhalt dient, sondern gleichzeitig Neues schafft und Zugänge herstellt. Seit Anfang des Monats sichten die TeilnehmerInnen an Schneidetischen und diskutieren in den Räumen des Kooperationspartners Salon Populaire. Einmal monatlich finden öffentliche Sichtungen statt (19.7. & 16.8.). Der Projektverlauf wird auf unserer Website dokumentiert.
Gefördert durch:
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.