Drei Jahre nach Harun Farockis plötzlichem Tod im Sommer 2014 zeichnet sich die Vielseitigkeit ebenso wie die Konsistenz seiner fast 50 Jahre umspannenden Arbeit deutlich ab. Zwischen 1966, dem Jahr, in dem er an der neu gegründeten "Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin" (dffb) mit dem Studium begann, und 2013 drehte Farocki zahlreiche Kinofilme und Fernsehsendungen, schrieb filmkritische und zeit-diagnostische, oft polemische Texte, lehrte an Universitäten, Film- und Kunsthochschulen. Seit den 90er Jahren wurde er in immer weiteren Kreisen auch und vor allem als Installationskünstler und Bildtheoretiker wahrgenommen. Farockis Arbeiten verstehen sich nachdrücklich als Theorie, Kritik und Politik unterschiedlichster Bildtypen, aber sie sind auch beispielhaft für die genaue Analyse von Arbeitsprozessen im Zeitalter einer zunehmenden Maschinisierung von Produktion und Sehen. Die Bandbreite seiner Interventionen reicht von agitatorischen, flugblattartigen Filmen über selbstreflexive, assoziativ-offene Formen bis hin zu zurückhaltenden, geduldigen Beobachtungsstudien.
"Nacheinander/Nebeneinander" ist die bisher umfangreichste Retrospektive Harun Farockis. Gemeinsam mit der Ausstellung "Harun Farocki: Mit anderen Mitteln – By Other Means" (kuratiert von Antje Ehmann und Carles Guerra) im Neuen Berliner Kunstverein, der vom Harun Farocki Institut ausgerichteten Akademie "Farocki Now" im Haus der Kulturen der Welt und dem silent green Kulturquartier sowie der Publikation der Fragment gebliebenen Autobiografie "Zehn, zwanzig, dreißig, vierzig" als Auftakt einer Schriftenausgabe gibt die Reihe Gelegenheit, das Kino- und TV-Werk des Dokumentaristen in all seinen Verästelungen kennenzulernen oder wiederzusehen. Zahlreiche verloren geglaubte oder selten gezeigte Produktionen konnten dafür in Archiven recherchiert und zusammengetragen werden. Einige Beiträge – etwa Irena Vrkljans FAROQHI DREHT (1967) – sind noch nie zu sehen gewesen.