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Im Februar 2014 haben Filipa César und Suleimane Biai in Birbam, etwa drei Stunden nördlich der Hauptstadt Bissau, drei Wochen lang den Bau eines Hauses filmisch dokumentiert, das den umliegenden Dörfern als Versammlungsraum dienen soll. Das Vorhaben diente auch einem ersten Testlauf für das mobile Kino. Suleimane Biai ist neben seiner Arbeit als Filmemacher auch der Régulo in dieser Region und hat damit die Aufgaben eines Gemeindevorstands und Schlichters inne.

Die für den Neuen Berliner Kunstverein im Rahmen von Visionary Archive konzipierte Installation Regulado ist nach dem Wirkungsbereich des Régulo benannt, meist ein Verbund mehrerer Dörfer. Die Ausstellung rekurriert auf eine Konfrontation, die sich am Rande der Dreharbeiten in Birbam ereignete und durch die das filmische Handeln auf unvorhergesehene Weise in Anspruch genommen wurde. Eine in einer Einstellung gedrehte Auseinandersetzung um die illegale Rodung von Tropenholz wurde am folgenden Abend vor Ort auf einer mobilen Leinwand gezeigt und zur Diskussion gestellt. Das mobile Kino, das bereits am Vorabend mit Flora Gomes' MORTU NEGA (1987) begonnen hatte, hat damit sofort einen überraschend aktuellen Bezug bekommen. Nach Cuba (2012) ist Regulado (2014) Filipa Césars zweite künstlerische Zusammenarbeit mit Suleimane Biai.

Die Ausstellung "Regulado" ist vom 27. Mai bis 25. Juli 2014 im Showroom des n.b.k. zu sehen.

Siehe auch Rezension von Marietta Kesting

"Von Boé nach Berlin" ist ein Projekt von Filipa César, Sana na N'Hada und Suleimane Biai.

Biografien

Suleimane Biai (geb. 1968 in Farim, Guinea-Bissau) arbeitet als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor am Instituto Nacional de Cinema e Audiovisual (INCA) in Bissau und ist seit 2010 auch der Régulo für die Dörfer um seinen Geburtsort Farim. Er hat von 1986 bis 1991 Filmregie an der Escuela Internacional de Cine y Televisión (EICTV) in San António de los Baños (Kuba) studiert und neben der Realisierung eigener Spiel- und Dokumentarfilme (u.a. DJITU TEN KU TEN, 1997) als Assistent für Flora Gomes (u.a. PÓ DI SANGUI, 1995, NHA FALA, 2001) und Sana na N'Hada (XIME, 1993) gearbeitet.

Filipa César (geb. 1975 in Porto, lebt in Berlin) Arbeiten sind regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen, auf Biennalen und Filmfestivals repräsentiert, zuletzt u.a.: Kunstmuseum St. Gallen (2013), Jeu de Paume, Paris (2012), Haus der Kulturen der Welt, Berlin (2011), Manifesta 8, Cartagena (2010), 29. São Paulo Biennale (2010), Berlinale (2013), Internationales Filmfestival Rotterdam (2010 und 2013), KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2013). Unter dem Titel "Luta ca caba inda" hat sie zuletzt mehrere Arbeiten und Präsentationsformate erarbeitet, die sich mit einem im nationalen Filminstitut INCA in Bissau wieder aufgetauchten Konvolut von Filmmaterial aus den 1970er Jahren auseinander setzen.

Sana na N'Hada (geb. 1950) zählt zu den Pionieren des guineischen Kinos, dessen Geschichte während des elf Jahre dauernden Unabhängigkeitskrieges gegen das portugiesische Kolonialregime begann. Er war einer von vier Guineern, die 1967 von Amílcar Cabral an das kubanische Filminstitut ICAIC (Instituto Cubano de Arte e Industria Cinematográficos) geschickt wurden, um das Filmemachen zu lernen und anschließend den Unabhängigkeitskampf zu dokumentieren. Er führte Regie bei folgenden Filmen: O REGRESSO DE AMÍLCAR CABRAL (1976), ANÓS NÔ OSSÁ LUTÁ (1976), LES JOURS D'ANCONO (1978), FANADO (1979), XIME (Spielfilm, 1994), BISSAU D'ISABEL (2005), KADJIK (2012). Darüber hinaus hat er mit anderen Regisseuren zusammengearbeitet, u. a. mit Anita Fernandez, Chris Marker, Sarah Maldoror, Joop van Wijk, Leyla Assaf-Tengroth und nicht zuletzt mit seinem guineischen Kollegen Flora Gomes. 2012 und 2013 entwickelte Sana na NʼHada in Zusammenarbeit mit Tobias Hering und Filipa César eine Serie öffentlicher Sichtungen des zuvor digitalisierten Filmarchivs aus Guinea-Bissau in Berlin, Paris, London, Lissabon und Bissau.