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Mehr als drei Jahrzehnte Jahre ist es her, dass im 2. Internationalen Forum des Jungen Films ein Film für Aufsehen sorgte, der andernorts die Zensoren auf den Plan rief: W.R. - Mysterien des Organismus von Dušan Makavejev. Es ist nicht nur ein Dokumentarfilm über Wilhelm Reich, den umstrittenen Psychoanalytiker und Sexualforscher, den die sexuelle Revolution als Adoptivvater wählte, sondern vor allem eine brillante, unterhaltsame, assoziative Montage aus dokumentarischem Material, inszenierten Passagen und Filmzitaten, in der Makavejev ungestüm die These durchleuchtet, dass eine freie (kommunistische) Gesellschaft und freie Liebe untrennbar zusammengehören. Beim Wiedersehen des Films fällt eher die ironische Systemkritik auf als die freizügige Darstellung genitaler Details und Vereinigungen. Beides hat aber wohl damals die Gemüter in Ost und West erhitzt. Heute ist zwar die Utopie einer sexuellen Revolution Geschichte, die heilsame Wirkung der Freisetzung sexueller Energie auf die Gesundheit hat ihre Nische in tantrischen Zirkeln gefunden und neuere Kulturtheorien bezweifeln schon länger, dass befreiter Sex den Garaus autoritärer Institutionen zeitigt, doch der Film hat dabei keinen Funken seiner Energie eingebüßt. Und die Parole "Comrade lovers, for your health's sake, fuck freely!" nichts von ihrem Charme.

Anna Hoffmann

Dušan Makavejev, geb.1932 in Belgrad. Studierte Psychologie, Filmregie. 1965 erster Spielfilm Ćovek nije tica (Der Mensch ist kein Vogel). Verließ 1973 Jugoslawien und unterrichtete in den USA an Universitäten. Zahlreiche Filme, zuletzt Danske piger viser alt (1996).

Produktion: Neoplanta, Novi Sad; Telepool, München

Buch: Dušan Makavejev

Kamera: Aleksandar Petković, Predrag Popović

Darsteller: Milena Dravić, Jagoda Kaloper, Ivica Vidović, Tuli Kupferberg, Zoran Radmilović, Miodrag Andrić, Zivka Matić, Dragoljub Ivkov, Nikola Milić, Milan Jelić, Betty Dodson, Jim Buckley, Nancy Godrey, Jackie Curtis

Format: 35mm, Farbe, Schwarzweiß

Länge: 84 Minuten

Sprachen: Englisch, Serbisch

Wir danken dem George Eastman House, Rochester, für die freundliche Unterstützung bei der Herstellung einer neuen Filmkopie.

Gefördert durch:

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