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Die 16-mm-Filme von Gusmão und Paiva verbinden in Ästhetik und Choreografie Referenzen an den frühen Stummfilm mit Anleihen an wissenschaftliche Schulfilme der 1960er und 1970er Jahre. Sie visualisieren meist kurze Experimente, ohne eine Einheit zwischen dem Ereignis und möglichen Bedeutungen herzustellen. Die Ästhetik des 16mm-Films vermittelt den Eindruck von Authentizität der gefilmten Vorgänge, die durch den Verzicht auf Ton, selbst wenn die Akteure ihr Handeln anscheinend erläutern, gleichzeitig unterlaufen wird. Die räumliche Kombination und Gegenüberstellung von Dokumentationen einfacher quasi-wissenschaftlicher Experimente, Naturbeobachtungen, kurzer wundersamer Narrationen und übersinnlicher Phänomene fordert die gewöhnliche Wahrnehmung der Welt heraus und bewegt sich in metaphysische Dimensionen. Gusmão und Paiva reintegrieren mit ihren filmischen Allegorien das Staunen und die Ehrfurcht vor dem Unerklärlichen in die rationale Gegenwart.

Auf dem ersten Projektor laufen drei Filme, die alle in Brasilien aufgenommen wurden und einen alten betrunkenen Topas-Bergmann zeigen, der drei verschiedene Aktionen ausführt. In der ersten, Tarciso, the bottom of the shoeastronomy, nimmt er einen seiner Schuhe, sieht durch ein Loch, als wäre es ein Teleskop und entdeckt innen einen Topas. Im zweiten Film, Tarciso, the demonstration of movement, dreht er sich vor einem Publikum bis ihm schwindlig wird. Kurz nachdem er aufhört, setzt sich ein Ziegelstein vor ihm in Bewegung, wie als stünde dieser in Beziehung zu seiner Schwindeligkeit. Im dritten Film, Tarciso and the mountain, schreit der Mann den Berg an, in dem er die kostbaren Steine geschürft hat. Er überquert eine Brücke, wirft einen Stein auf den Berg und läuft weg. In der zweiten Projektion, Atom, schwingen zwei Kokosnüsse langsam gleich Atomen um zwei Pole, an einen enigmatischen, hypnotisierenden Film erinnernd.

Tarciso, the bottom of the shoe astronomy
Portugal, 2010, 16mm, ohne Ton

Tarciso, the demonstration of movement
Portugal, 2010, 16mm, ohne Ton

Tarciso and the mountain
Portugal, 2010, 16mm, ohne Ton

Atom
Portugal, 2010, 16mm, highspeed, ohne Ton
 

João Maria Gusmão, geboren 1979, und Pedro Paiva, geboren 1977, leben und arbeiten beide in Lissabon, Portugal. In der letzten Dekade hat das Duo an zahlreichen internationalen Ausstellungsprojekten teilgenommen.

Kontakt: www.fortesvilaca.com.br

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