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Dem Karrabing Film Collective gehören etwas mehr als dreißig Mitglieder einer Großfamilie an, die 2010 zusammenkamen, um Mittel und Wege zur Selbstrepräsentation sowie zur Analyse des gegenwärtigen Siedlungskolonialismus zu entwickeln. Die Arbeit des Kollektivs reflektiert die Lebensbedingungen seiner Mitglieder. Alle Mitglieder des Kollektivs sind Indigene, mit Ausnahme von Elizabeth Povinelli, die bereits seit 1984 mit heutigen Karrabing-Mitgliedern sowie deren Eltern und Großeltern zusammengelebt und -gearbeitet hat. Ein Großteil des Kollektivs lebt unterhalb des Existenzminimums und muss jeden Tag mit dem Rassismus der Siedler und der Armut umgehen.

Die Produktionsbudgets sind dementsprechend gering, und wenn die Fördergelder nicht reichen, übernimmt Povinelli die Kosten. Die Geschichte für ein Projekt wird von einem oder mehreren Mitgliedern des Kollektivs entwickelt. Einer entwickelt die Ausgangsidee, die anderen ergänzen Nebenhandlungen und weitere Themen. Diskutiert wird im Rahmen von Drehtreffen, aber auch spontan, zum Beispiel dann, wenn sich eine Gruppe vom Jagen erholt oder auf dem langen Rückweg aus der Stadt oder einer entlegenen Siedlung. Manche Szenen „finden“ sich einfach, einmal zum Beispiel hat der junge Kieran Sing ein großes Buschfeuer entdeckt und so eine Szene für Mermaids beigesteuert. Die Mitglieder des Kollektivs bestimmen selbst, welche Rollen sie spielen wollen, oder sie lassen andere Mitglieder entscheiden. Gefilmt wird auf iPhones, meist filmen mehrere Leute, je nachdem, wer gerade in der Szene zu sehen ist. Das gilt auch für dokumentarische Aufnahmen. Der Siedlungskolonialismus erschwert nicht nur das Leben, sondern auch die filmische Logistik, deswegen wurde Povinelli zum „director“ des Kollektivs ernannt, wobei sie keine Regisseurin im eigentlichen Sinn ist, sondern die Gruppe in dem, was sie entscheidet und will, stärkt.

Der neue Film des australischen Karrabing Film Collective, Mermaids, Or Aiden in Wonderland, ist Teil des Forum Expanded Programms. In Karrabing-typischer experimenteller Handyvideoästhetik inszeniert das Kollektiv eine Zombiegeschichte als Kritik an Kolonialismus und extraktivem Kapitalismus.

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