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35 Min. Arabisch, Französisch.
(läuft in einem Programm mit EL GHORBA (LES PASSAGERS))

Afrikanische Migranten in Paris sprechen über ihr Leben und den alltäglichen Rassismus auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Das Chanson, aus dem der Filmtitel stammt, besingt das Elend vor der eigenen Tür. In einer anderen Tonart setzt Med Hondo die Analyse der Verhältnisse fort: Knapper als in der animierten Schlusssequenz hat man die postkoloniale Weltlage noch nicht auf den Punkt gebracht. (ah)

Med Hondo wurde 1936 in Atar (Mauretanien) geboren. Ende der 1950er-Jahre emigrierte er nach Frankreich, wo er in Paris eine Theatergruppe gründete und sich dem Film zuwandte. Mitte der 1960er-Jahre begann er mit den Dreharbeiten zu seinem ersten Spielfilm Soleil Ô, der international Aufmerksamkeit erregte. In seinen darauffolgenden Filmen thematisierte Hondo die Geschichte des afrikanischen Kontinents und dessen Diaspora. Neben seiner Arbeit als Regisseur war Hondo als Synchronsprecher tätig. Er starb 2019 in Paris.

Die Entdeckung der Dritten Welt bei internationalen Festivals

Der mauretanische Regisseur Med Hondo, dessen Film SOLEIL Ô in den meisten afrikanischen Ländern skandalöserweise keine Anerkennung erfuhr, zeigte einen neuen Film: MES VOISINS ist ein Kurzfilm, aus dem, sobald der Regisseur über die finanziellen Mittel verfügt, ein zweiter abendfüllender Film werden soll. Wie in SOLEIL Ô knöpft sich der Regisseur das Thema der afrikanischen Emigration ins ‚douce France‘ (ins süße Frankreich) vor. Er interviewt Arbeiter auf Hassania, dem in Mauretanien gesprochenen Arabisch, zu ihren schwierigen Lebensbedingungen, während ein ergreifendes Chanson von Catherine Le Forestier sich über die Krokodilstränen der Verteidiger der „kleinen Schwarzen aus Biafra“ lustig macht. Indem er den Auswirkungen auf ihr Leben nachgeht, schließt Med Hondo (vorläufig) in der ihm eigenen Schärfe und Verve mit einem hervorragenden Cartoon, der die Plünderer von Afrika anprangert. Nixon und Konsorten, ihre lokalen Büttel und geheimen Agenten.
Zur selben Zeit vorgeführt wie LES PASSAGERS von Annie Tresgot, vervollständigte MES VOISINS auf wunderbare Weise das Bild, das die französische Regisseurin trotz ihres Talents und ihrer Ernsthaftigkeit  nur andeuten konnte. Med Hondo arbeitet zur Zeit an einem Film über die Apartheid, UN MONDE À COTÉ. Weil er politische Inspiration mit einem modernen und effizienten Stil verbindet, repräsentiert dieser Regisseur zweifellos die Avantgarde des afrikanischen Kinos.

(AfricaAsia, Nr. 46, 2.8.1971. Presseschau 1971)

Regie, Buch Med Hondo. Kamera François Catonné. Ton Alain Contraud. Animation Jean Michel Quesne, Marc Chartier. Digitale Restaurierung Arsenal – Institut für Film und Videokunst.

Filme

1969: Balade aux sources / Ballad to the Springs (25 Min.), Partout ou peut-être nulle part / Everywhere, or Maybe Nowhere (30 Min.). 1973: Les Bicots-nègres, vos voisins / Arabs and Niggers, Your Neighbours (190 Min.). 1977: Nous aurons toute la mort pour dormer (160 Min.). 1979: West Indies, ou les nègres marrons de la liberté / West Indies: The Fugitive Slaves of Liberty (110 Min.). 1986: Sarraounia (120 Min., Forum 1987). 1994: Lumière noire / Black Light (104 Min.). 1998: Watani, un monde sans mal (78 Min.). 2004: Fatima, l’Algérienne de Dakar / Fatima, the Algerian Woman of Dakar (89 Min.).

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