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Ordnung

Order
Schwarzweißbild von einem Mann mittleren Alters und einer Ärztin in einem weißen Kittel, beide sind im Profil zu sehen. Die Ärztin schaut leicht herab auf den Mann und untersucht mit einem Vergrößerungsglas dessen Auge.
© Bert Schmidt
  • Regie

    Sohrab Shahid Saless

  • Bundesrepublik Deutschland / 1980
    96 Min. / 16 mm / OmeU

  • Originalsprache

    Deutsch

Angesichts des politischen Drucks im Iran zog der Regisseur Sohrab Shahid Saless Mitte der 1970er-Jahre nach Deutschland und setzte dort seine Karriere fort. Trotz Erfolgen bei der Kritik und auf Festivals blieb er ein Außenseiter im deutschen Kino. In seinem Film ORDNUNG von 1980 untersucht er diese Position gewohnt furchtlos, wenn auch in verschobener Form. Herbert Sladowsky ist, sieht man von seinem Namen ab, durch und durch deutsch und hat alles, was es dafür braucht: eine Frau, eine Wohnung, eine Karriere, bürgerliche Freunde. Aber etwas stimmt nicht, etwas, das nicht diagnostiziert oder pathologisiert, aber dennoch gezeigt wird: in seinem ganzen Schrecken, geduldig, scharf konzentriert, in einer Stille, die so schwer zu ertragen ist wie dieses Leben. Sladowsky ist Bauingenieur, aber seit zwei Jahren ohne Arbeit, sitzt im Dunkeln zu Hause, weckt morgens die Nachbarn mit Gebrüll; er hat eine Zigarette an eine Ziege verfüttert und fühlt sich schlecht; selbst unter Menschen ist er immer allein. Seine Verzweiflungsnotate werden als Poesie missverstanden, dabei sind sie der klarste Ausdruck seiner Wünsche: „Lass die sagen, da ist ein Mann, der schläft und nicht aufwacht.“ (James Lattimer)

Produktion Marten Taege. Produktionsfirma Marten Taege Filmproduktion (Wiesbaden, Deutschland). Regie Sohrab Shahid Saless. Buch Sohrab Shahid Saless, Dieter Reifarth, Bert Schmidt. Kamera Ramin Molai. Montage Yvonne Kölsch, Joachim Weiland. Musik Rolf Bauer. Ton Gunther Kortwich, Günther Schmidt. Ausstattung Herberrt Hiller, Barbara Anders. Regieassistenz Bert Schmidt. Produktionsleitung Herbert Kerz. Redaktion Christoph Holch. Koproduktion ZDF. Mit Heinz Lieven, Dorothea Moritz, Dagmar Hessenland, Ingrid Domann, Peter Schütze, Dieter Schaad, Karl Luzius, Marta Holler, Josefine Klee-Helmdach, Kurt Schmengler, Klaus Grütz, Dieter Reifarth.

Sohrab Shahid Saless, geboren 1944 in Ghazwin, Iran. Nach einem Filmstudium in Wien und Paris kehrte er 1968 in den Iran zurück, wo er zwischen 1968 und 1974 mehrere Kurzfilme sowie die beiden Spielfilme YEK ETEFAGH SADEH (Berlinale Forum 1974) und TABIATE BIJAN (Berlinale Wettbewerb 1974) drehte. Danach emigrierte Saless in die Bundesrepublik Deutschland. Dort entstanden 13 weitere Regiearbeiten, neben IN DER FREMDE (Berlinale Wettbewerb 1975), ORDNUNG (Cannes 1980) und UTOPIA (Berlinale Wettbewerb 1983) vor allem Fernsehproduktionen. Sohrab Shahid Saless starb 1998 in den USA.

Filme: 1969: Bazm-e darvishan (6 Min.), Dovomin namayeshgah-e Asiai / 2nd Asian Expo (21 Min.). 1970: Raghs-haye Torbat-e Jam / Dances of Torbat-e Jam (11 Min.), Raghs-haye mahalli-e Torkaman / Turkmen Folk Dances (5 Min.). 1971: Aya...? (15 Min.). 1972: Siah-o sefid (4 Min.). 1973: Yek etefagh sadeh / A Simple Event (80 Min.). 1974: Tabiate bijan / Still Life (93 Min.). 1975: Dar ghorbat / In der Fremde / Far from Home (91 Min.). 1976: Reifezeit / The Coming of Age (105 Min.). 1977: Tagebuch eines Liebenden / Diary of a Lover (92 Min.). 1979: Die langen Ferien der Lotte H. Eisner / The Long Vacation of Lotte H. Eisner (60 Min.). 1980: Grabbes letzter Sommer (204 Min.), Ordnung / Order. 1981: Anton Pavlovič Čechov – Ein Leben (95 Min.). 1983: Empfänger unbekannt (86 Min.), Utopia (198 Min.). 1984: Der Weidenbaum / The Willow Tree (100 Min.). 1985: Hans – Ein Junge in Deutschland (149 Min.). 1987: Wechselbalg / Changeling (135 Min.). 1991: Rosen für Afrika (183 Min.).

Bonusmaterial

Essay und weiterführende Links zu ORDNUNG

  • Schwarzweißbild eines Mannes mit Cardigan, der auf der Straße steht. Er hat die Hände an den Mund gelegt, um zu rufen. Im Hintergrund steht ein Auto auf dem Bürgersteig.

    Essay

    In „Die Seele vergessen“ erklärt Vivien Buchhorn, inwiefern Regisseur Sohrab Shahid Saless Vergangenheit und Gegenwart immer zusammendenkt

  • Schwarzweißbild eines Mannes mit Brille und einer Frau in einem Mantel in einer Küche. Der Mann sitzt an einem Tisch mit einem Teller mit Essen und einem Bier mit einem Glas. Die Frau steht an der Küchentheke. Sie sehen sich an und unterhalten sich.

    Weiterführende Links

    Weitere Texte über Sohrab Shahid Saless und ORDNUNG

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