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Ich bin Mitte der Neunziger aufgewachsen und hörte immer wieder Geschichten von jungen Frauen, die entführt und in die Ehe mit Fremden gezwungen wurden. Nach dem Verlust ihres wertvollsten Besitzes, ihrer Jungfräulichkeit, fanden sich diese Bräute wider Willen in einer Situation gefangen, in der die Rückkehr zu ihren Familien ein Leben in Schande und Verachtung bedeutet hätte. Sie galten als beschädigte Ware. 

Diese Frauen fanden sich nicht nur in der Rolle und mit der Mission der gehorsamen Ehefrau, sondern sahen sich auch vor der Aufgabe, beinahe ausgelöschten Familien neues Leben zu geben.

Unter meinen eigenen Tanten gab es solche, die in nicht-konsensuelle Ehen gezwungen wurden, und ein paar meiner Onkel haben ihre Familien auf diese Weise gegründet. Und diese Paare existieren noch immer, Jahrzehnte später. Die daraus hervorgegangenen Kinder sind erwachsen und gewöhnliche Mitglieder der Gemeinschaft, als hätte es diese Erbsünde bei der Entstehung der Familien gar nicht gegeben. Ich selbst bin mit der Frage aufgewachsen, wie ich mit einer aufgezwungenen Ehe umgegangen wäre. Hätte ich meine Träume aufgegeben? Hätte ich mich damit abgefunden, regelmäßig mit einem Fremden zu schlafen? Wäre ich mutig gewesen? Rebellisch? Entgegenkommend? Hätte ich mich gefügt? Hätte ich mich entschieden, das ganze Bild zu sehen: die Wiederherstellung der Familieneinheit im Gefolge eines Genozids, bei dem viele Männer und Frauen meiner Community massakriert worden waren? Diese Fragen haben mich verfolgt und haben mich dazu bewogen meinen Debütfilm THE BRIDE zu schreiben.

Was die Hauptfigur Eva erlebt, ist mein schlimmster Alptraum, es war mir ein dringendes Anliegen, diese Geschichte in Form eines Spielfilms zu erzählen.

Er spielt ein paar Jahre nach dem Genozid an den Tutsi, während einer ausgesprochen traumatischen Zeit für ganz Ruanda. Die Zwangsehen wurden für all jene entführten Bräute zu einer besonders schmerzhaften Realität, die an gebrochene Männer „verheiratet“ wurden, Männer wie Silas, einen ehemaligen Soldaten, der bei der Rückkehr erfahren musste, dass seine Familie massakriert worden war. Diese Frauen nahmen nicht nur die Rolle und die Mission einer gehorsamen Ehefrau an, sondern sahen sich auch vor der Aufgabe, beinahe ausgelöschten Familien neues Leben zu geben.

Ruanda hat beim Schutz der Rechte von Frauen und Mädchen enorme Fortschritte gemacht. Aber mit diesem Film wollte ich diese fast vergessene Realität Ruandas beleuchten, die so entfernt scheint, obwohl die letzten Opfer dieser traditionellen Ehen unter uns leben mit ihren unvorstellbaren und nicht zur Kenntnis genommenen Wunden. Ich widme meinen Film jenen, die blieben, und jenen, die flohen, er ist mein Tribut an ihr Durchhaltevermögen.

Myriam U. Birara

Übersetzung: Ekkehard Knörer

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