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Der Fall Mawda ist zweifellos eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren belgischen Geschichte. Nicht nur wegen des sinnlosen Todes eines zweijährigen Kindes oder wegen der vorsätzlichen Vertuschung, mit der sich die Behörden (Polizei und Staatsanwaltschaft) ihrer Verantwortung zu entziehen versuchten. Sondern auch wegen des schamlosen politischen Framings, das ihm folgte. Es war unglaublich traurig zu sehen, wie diese Eltern von den Machthaber*innen beschuldigt und kriminalisiert wurden, obwohl sie gerade ihre Tochter verloren hatten.

Anfang 2021 sprach das Gericht in Bergen schließlich den Polizisten, der den tödlichen Schuss abgefeuert hatte, des Totschlags schuldig. Das Urteil – eine einjährige Haftstrafe – wurde zur Bewährung ausgesetzt. Der Polizist legte Berufung ein, wurde Ende 2021 jedoch erneut verurteilt. Seine Strafe wurde auf 10 Monate auf Bewährung reduziert und er musste eine Geldstrafe von 400 Euro zahlen. Der irakische Fahrer des Lieferwagens wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Das Urteil folgt der Rhetorik des politischen Framings und legt nahe, dass die eigentliche Schuld an Mawdas Tod bei den Menschenschmugglern liegt (und indirekt auch bei den Eltern – den Passagieren im Wagen). Und nicht etwa bei den Behörden oder bei einer gescheiterten und unmenschlichen Migrationspolitik, die solche Verzweiflungstaten zur Folge hat.

Filme können die Welt nicht ändern, aber sie können Katalysatoren für Veränderungen sein.

Ein Film wie HOLD ON TO HER zeigt jedoch eine andere Realität. Er zeigt eine Realität, in der es Raum für Mitgefühl, Empathie und Zusammenhalt gibt. Der Film strebt nach sozialer Gerechtigkeit und ruft zum (gewaltfreien) Widerstand auf. Filme können die Welt nicht ändern, aber sie können Katalysatoren für Veränderungen sein. Wie kein anderes Medium erlaubt Film den Zuschauer*innen, sich mit dem zu identifizieren, was auf der Leinwand passiert. HOLD ON TO HER hält uns einen Spiegel vor und regt uns zum Nachdenken darüber an, wie wir Veränderungen herbeiführen können. Als Produzent und Filmemacher, aber mehr noch als Mitbürger und Mitmensch, sehe ich es fast als meine Pflicht an, an solchen Projekten mitzuwirken, um dem vorherrschenden Diskurs etwas entgegenzusetzen.

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