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MENSCHEN AM SONNTAG (Deutschland 1930) produziert vom „Filmkollektiv 1929“: Robert und Curt Siodmak, Eugen Schüfftan (Kamera), Edgar G. Ulmer, Fred Zinnemann und Billy Wilder (Drehbuch).

Einer der schönsten Berlin-Filme der ausgehenden Stummfilmzeit. Verschmelzung von Beobachtung, Fiktion und Satire; dokumentarischer Hintergrund. Fasziniert durch Bildgestaltung, Lebendigkeit, Schnitt. Ein Film zum Immer-wieder-sehen und Immer-wieder-diskutieren. E.G. findet den Film frauenfeindlich. Beim Gespräch über diesen Film, nach der Vorführung, haben wir uns kennengelernt.

LA BÊTE HUMAINE (Frankreich 1938) Jean Renoir.

Poetischer Realismus aus dem Frankreich der dreißiger Jahre. Französische Filme aus dieser Zeit gehören zu unseren Favoriten wegen der Darsteller*innen, wegen Drehbuchautor*innen und Dekorateur*innen, die immer wieder poetisch-realistische Bauten als zentrale Bestandteile von Filmen gestalteten.

SUDJBA TSCHELOWJEKA (Ein Menschenschicksal) (UdSSR 1959) Sergej Bondartschuk.

Ein Film, der dazu beitrug, das Russland-Bild in Deutschland zu verändern. Unser Interesse für neueres sowjetisches Kino wurde durch diesen Film bestärkt.

OBYKNOVENNYJ FASCHISM (Der gewöhnliche Faschismus) (UdSSR 1965) Michail Romm.

Auseinandersetzung mit NS-Wochenschau-Material aus ganz persönlicher Sicht. Verschiedene Lesarten des Films sind möglich, das erregte Aufsehen zur Zeit seiner Entstehung. Bis heute einer der besten Dokumentarfilme über das NS-Regime. Wir luden den Regisseur zur Diskussion über seinen Film in die Akademie der Künste ein.

GRÜN IST DIE HEIDE (Deutschland 1951) Hans Deppe.

Ein Blick in die Abgründe des deutschen Heimatfilms. Kassenknüller.

DAS WACHSFIGURENKABINETT (Deutschland 1924) Paul Leni.

Einer der Höhepunkte des filmischen Expressionismus. Stand 1963 am Anfang unserer Veranstaltungen in der Akademie der Künste. Wir kombinierten ihn mit Kurzfilmen des „Neuen Deutschen Films“.

LEHRER IM WANDEL (Deutschland 1963) Alexander Kluge.

Kluges erste Kurzfilme zeigten eine Handschrift, die uns faszinierte. Hier begann der Dialog mit der neuen Generation der nach-Oberhausen-Filmemacher, mit denen wir uns verwandt fühlten.

GESCHWINDIGKEIT (Deutschland 1963) Edgar Reitz.

Erstes Experiment in Filmsprache im Kontext des „Neuen Deutschen Films“. Damals von manchen empfunden als (noch fremdartiges) Beispiel für ein aufregendes neues Filmgenre.

DER GETEILTE HIMMEL (DDR 1964) Konrad Wolf.

Konrad Wolfs Film über die Teilung Deutschlands und die Notwendigkeit und den Schmerz von Entscheidungen. Der Regisseur kam im Dezember 1964 in die Akademie nach West-Berlin. Die Diskussion verlief kontrovers, aber (entgegen den Erwartungen nach dem Mauerbau 1961) friedlich – sie zeigte, man wollte und konnte miteinander reden.

THE CHELSEA GIRLS (USA 1966) Andy Warhol.

Ein Triumph für Herrn Liepe, unseren Vorführer! Zwei 16-mm-Projektoren, zwei Bilder nebeneinander. Der „Tagesspiegel“ brachte einen hervorragenden Text vom Kunstkritiker Heinz Ohff.

ANTHROPOLOGICAL SKETCHES – SCENES FROM THE LIFE OF ANDY WARHOL (USA 1965) Jonas Mekas.

Mekas' nervöse Kameraführung und der Klang seiner Stimme sind unvergleichlich.

DUCK SOUP (USA 1933) Leo McCarey, mit Groucho Marx, Harpo Marx, Chico Marx.

Die Marx Brothers, bis dahin in Deutschland unbekannt, fanden nach unserer Erstaufführung verschiedener Marx-Brothers-Filme in der Akademie der Künste im Mai 1967 sensationell begeisterte Aufnahme (auch ohne Untertitel!) zuerst bei uns, dann auch deutschlandweit im Kinoverleih.

COME BACK, AFRICA (USA 1959) Lionel Rogosin.

Unser allererster Archiv-Film, die Kopie hinterließ Jimmy Vaughan, Rogosins Repräsentant, in unserer Wohnung auf dem Hängeboden mit der Zusicherung, den Film zeigen und auf Anfrage weitergeben zu können – der Beginn unseres Verleihs. Großartig erschütterndes dokumentarisches Bild vom Leben im Apartheids-Staat. Geniale Schluss-Sequenz. Der Film enthält schöne, bewegte Musik-Sequenzen. Erster Auftritt von Miriam Makeba.

APA (Der Vater) (Ungarn 1965) István Szabó.

Beschwörung einer Vaterfigur aus dem Geist von Mythos, Erwartung und Fantasie. Projektion von eigenem Erlebten. Vielleicht der größte Film des ungarischen Regisseurs István Szabó. Gleichzeitig Rückblick auf die Geschichte seines Landes und Analyse der psychischen Auswirkungen vom Leben in einer Diktatur. Der Film gewann, überraschend, den Hauptpreis des Festivals von Moskau.

LA HORA DE LOS HORNOS (Die Stunde der Feuer/Die Stunde der Hochöfen) (Argentinien 1968) Fernando Solanas, Octavio Getino.

Rasant montierter Agitationsfilm über die Ausbeutung der Dritten Welt durch den Imperialismus, perfekte Beherrschung der filmischen Mittel, besonders der Montage. Wurde zum Kultfilm der Studentenbewegung.

NOSFERATU (Deutschland 1922) F.W. Murnau.

Künstlerisch hochstilisierter Gruselfilm nach dem Roman von Bram Stoker. Hoch poetische Bildsprache, viele Anthologie-Sequenzen.

DIE ANGST DES TORMANNS BEIM ELFMETER (Deutschland 1971) Wim Wenders

Der Anfang unserer Arbeit koinzidiert mit den ersten Filmen von Wim Wenders, deshalb standen diese uns besonders nahe. Schon 1971 publizierten wir eine Broschüre „Wim Wenders: Texte zu Filmen und Musik“ (heute eine gesuchte Rarität). DIE ANGST DES TORMANNS, Wenders' zweiter langer Film, stand 1972 auf dem Programm des zweiten Forums. Kein Fußballfilm, sondern eher ein Kriminalfilm nach einem Roman von Peter Handke, aber gedreht nach amerikanischen Vorbildern.

TOKYO MONOGATARI (Die Reise nach Tokio) (Japan 1953) Yasujirō Ozu.

Berühmtester Klassiker des japanischen Meisters der minimalistischen Bildsprache. Große Schauspieler: Setsuko Hara, Chishu Ryu. Wir erhielten eine 35-mm-Kopie als Geschenk, heute unser kostbarster Besitz.

BRONENOSEZ POTEMKIN (Panzerkreuzer Potemkin) (UdSSR 1925) Sergei Eisenstein.

Immer wieder zitiert wird die fulminant orchestrierte Treppensequenz. Der Film löste 1926 in Deutschland Zensurverbote, aber auch Begeisterung der Kritik aus (Zusammenstellung im „Kinemathekheft“ 38, November 1967) und begründete den Mythos des „Russenfilms“. Unsere erste Kopie war eine 16-mm-Fassung mit Kommentar von Friedrich Luft. Wir zeigten im Arsenal in den neunziger Jahren eine Zusammenstellung aller Filme, die sich vom POTEMKIN inspirieren ließen und die Szene der Treppensequenz zitieren.

THE BIRDS (USA 1963) Alfred Hitchcock.

Einer der faszinierendsten Hitchcock-Filme, meisterhaft im subtil allmählichen Aufbau von Spannung, in der Beschwörung von Grauen aus der Beschreibung von Alltäglichkeit. Der Film vermittelt die Vision einer unheimlichen Bedrohung, fast einer Apokalypse.

MADE IN GERMANY UND USA (DEUTSCHLAND 1974) Rudolf Thome.

Nach seinem Auszug aus München drehte Thome Filme in Berlin, die wir sehr mochten, wir zeigten sie im Arsenal und im Forum. Eine Zeitlang gehörte Thome zu den Mitarbeiter*innen des Arsenals. Er verfasste Informationsblätter mit sehr guten Texten, die er selbst verteilte, und schrieb täglich das Programm mit Kreide auf eine Kinder-Schiefertafel, die im Schaukasten hing. In diesem Film taucht das alte Kino Arsenal einmal kurz auf.

ROTE SONNE (DEUTSCHLAND 1970) Rudolf Thome.

„Die ROTE SONNE ist einer der ganz seltenen europäischen Filme, die das amerikanische Kino nicht bloß nachahmen wollen (...), sondern die vielmehr von den amerikanischen Filmen eine Haltung übernommen haben, ohne Aufdringlichkeit 90 Minuten lang nichts als ihre Oberfläche auszubreiten. Diese Einstellung wird in jedem Bild dieses Films sichtbar ...“ (Wim Wenders)

ME AND MY PAL (Die Mitgiftjäger) (USA 1933) Charley Rogers, Lloyd French, mit Laurel und Hardy.

Die Filme mit Laurel und Hardy, besonders die kurzen, gehörten zu den meistgespielten im Arsenal. Wir hatten die 16-mm-Kopien (bezogen von Blackhawk Film in USA) um die Ecke im Filmlager liegen, so dass wir sie jederzeit schnell herbeiholen konnten. Unsere Lieblingsfilme mit L&H waren/sind BIG BUSINESS und TWO TARS sowie LIBERTY Die Filme waren auch Renner in den Kindervorstellungen.

O.K. (DEUTSCHLAND 1970) Michael Verhoeven.

Der Film, der 1970 den Zusammenbruch der Berlinale auslöste und zugleich Beginn und Aufstieg des Internationalen Forums ermöglichte. Eine Parabel auf den Vietnam-Krieg, der hier am Stadtrand von München im Grünwalder Forst angesiedelt ist. Erschütternd im Inhalt, beißend und faszinierend modern im Stil.

GESCHICHTEN VOM KÜBELKIND (DEUTSCHLAND 1969-1971) Edgar Reitz, Ula Stöckl.

Innovativ und utopisch in der Erfindung einer Serie von 26 Kurzfilmen, die das Publikum nach eigenem Gusto zusammenstellen sollten. In den einzelnen Teilen der Serie wird, teils humoristisch, teils makaber, die Lebensgeschichte eines Mädchens erzählt, das aus einem „Kübel“ stammt und deshalb von der Gesellschaft ausgeschlossen wird. Gezeigt im ersten Forum 1971.

L’ÂGE D‘OR (Frankreich 1930) Luis Buñuel.

Höhepunkt in Buñuels früher Epoche, entstanden in Zusammenarbeit mit Salvador Dalí. Ein wütender Aufschrei gegen die herrschende Gesellschaftsordnung, inszeniert im surrealistischen Stil. Löste bei seiner Uraufführung in Paris einen Skandal aus, führte zur Zerstörung eines Kinos und blieb danach jahrzehntelang verschollen. Buñuel erlaubte uns 1970, den Film im Arsenal zu zeigen.

OTHON (Les yeux ne veulent pas en tout temps se fermer, ou Peut-être qu'un jour Rome se permettra de choisir à son tour) (Deutschland, Italien 1970) Danièle Huillet, Jean-Marie Straub.

Die Tragödie über den römischen Kaiser Otho von Corneille, erzählt im asketischen Stil von Straub und Huillet, eingefügt in den Hintergrund einer pulsierenden Großstadt.

NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS, SONDERN DIE SITUATION, IN DER ER LEBT (Deutschland 1971) Rosa von Praunheim.

Der Film, der eine Befreiungsbewegung startete. Die Uraufführung 1971 im Forum, der wir mit Besorgnis, aber auch mit Spannung entgegensahen, war begleitet von einer langdauernden engagierten Diskussion.

DIE KINDER VON GOLZOW, Zyklus (DDR/Deutschland 1961-2007) Barbara und Winfried Junge.

In 20 Filmen begleiteten Barbara und Winfried Junge von 1961 bis 2007 die Lebenswege von 18 Menschen der Jahrgänge 1953 bis 1955. Die Filme gewähren nicht nur Einblick in das Leben der Protagonist*innen, sondern zeichnen auch ein Bild der Entwicklung der DDR und der Vereinigung mit der BRD. Wir zeigten im Forum immer wieder und bis zum Ende die Filme des Golzow-Zyklus. Sie sind ein Monument in der Geschichte des Dokumentarfilms.

STALKER (UdSSR 1981) Andrej Tarkowskij.

Einer der schönsten, immer wieder neu ausgedeuteten Tarkowskij-Filme. „Der Stalker ist ein Dostojewski-Mensch (hervorragend gespielt von Alexandr Kajdanowski); ist einer, der schmerzhaft so etwas wie Würde sucht: die Welt ist ohne Hoffnung und für ihn, überall, an jedem Ort, ein Gefängnis“ (Karena Niehoff). Obwohl STALKER unter Festivalverbot stand (von Goskino verhängt), konnten wir mit der Hilfe des mit uns befreundeten, aber mit Moskau vernetzten Filmkaufmanns Sergio Gambaroff den Film trotzdem im Forum zeigen.

SHOAH (Frankreich 1974-1985) Claude Lanzmann.

Ein Film, der sich der Beschreibung durch Worte widersetzt. Auf unglaublich intensive Weise lässt er durch 9½ Stunden Bildmontage im Bewusstsein der Zuschauenden die wahre Dimension des Dramas der Vernichtung der europäischen Juden entstehen. Die Präsentation des Films 1986 im Forum als deutsche Erstaufführung in Anwesenheit von Claude Lanzmann war ein Meilenstein in der Geschichte des Forums und der Berlinale.

TOM, TOM, THE PIPER’S SON (USA 1970) Ken Jacobs.

Der Film geht aus von einem archaischen Kurzfilm aus der Frühzeit der Kinematographie, dessen Struktur er durch Wiederholung, Stillstand und Manipulation einzelner Bilder so verändert, dass die Zuschauenden wie durch einen traumhaften Prozess in die Welt dieser Bilder eintauchen. Der Film verlangt sehr viel Geduld, wurde aber trotzdem zu einem Klassiker. Eine Schule des Sehens.

TULITKKUUTEHTAAN TYTTÖ (Das Mädchen aus der Streichholzfabrik) (Finnland 1990) Aki Kaurismäki.

Aki Kaurismäki war und ist ein treuer Anhänger des Forums. Wir zeigten zahlreiche seiner Filme, immer wieder war er bei uns zu Gast, auch einmal mit den Leningrad Cowboys. Es gab unvergessliche Diskussionen mit ihm im Delphi. Seine Bilder, seine Figuren, Schauspieler*innen und Dialoge sind unvergesslich. Sein Weltruhm nahm bei uns seinen Anfang.

PERMANENT VACATION (USA 1980) Jim Jarmusch.

Eine neue Stimme im amerikanischen Film, von uns entdeckt 1980 auf dem Independent Feature Project in New York. Der Film erzählt zweieinhalb Tage aus dem Leben eines 16-jährigen Jungen, der ziellos durch die Straßen New Yorks driftet. „Die Kamera steht irgendwo im Niemandsland zwischen Dokumentar- und Fiktionsfilm (Neorealismus in Farbe?).“ (Jim Jarmusch)

SIU NGO GONG WOO (The Swordsman) (Hongkong, Taiwan 1990) King Hu, Tsui Hark.

Brillanter Kung-Fu-Film, witzig, gleichzeitig grausam und stilisiert. Die Handlung dreht sich um ein Buch mit Martial-Arts-Geheimnissen, das aus der Bibliothek des Kaisers gestohlen wurde und hinter dem jetzt verschiedene Parteien auf der Spur sind. Der Film fand im Forum zusammen mit anderen Hongkong-Filmen in der sogenannten „Mitternachtsreihe“ begeisterten Zuspruch, auch bei der Kritik.

DIE ALLSEITIG REDUZIERTE PERSÖNLICHKEIT – REDUPERS (Deutschland 1978) von und mit Helke Sander.

Berlin (West) 1977: Edda Chiemnyjewski, alleinstehend mit Kind, freiberuflich arbeitende Pressefotografin für Lokalredaktionen, muss feststellen, dass „eine Köchin keine Zeit hat, die Staatsgeschäfte zu führen". Ihr Engagement für ein Fotoprojekt über Berlin (West), an dem sie mit einer Gruppe von Frauen arbeitet, ist, gemessen an den Bedingungen, schon ein Balanceakt. „REDUPERS ist ein in Maßen komischer Beitrag zu der Frage, warum aus Frauen so selten was wird" (Helke Sander). Heute wirkt der Film wie ein Dokument des Lebens in der Enklave Westberlin.
 

HUNGERJAHRE (Deutschland 1980) Jutta Brückner.

Eine Geschichte aus der Bundesrepublik Deutschland der fünfziger Jahre, ein halbes Land nach einem Krieg. Die Geschichte einer Mutter und einer Tochter und ihrer zerstörerischen Beziehung von Liebehassliebe. Ein Film über allein und fremd sein im eigenen Land.

 

DEUTSCHLAND, BLEICHE MUTTER (Deutschland 1980) Helma Sanders-Brahms. Mit Eva Mattes!

Ein Film, den man mit Erschrecken und Bewunderung sieht. Das Porträt einer Frau, die Darstellung einer Mutter-Tochter-Abhängigkeit, zugleich das Porträt eines Landes, in dem nichts wieder gut wird.

Ulrich und Erika Gregor, 23. Januar 2022

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