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Im Sommer 1945 war ich 10 Jahre alt. Ich, die den Kaiser stets als meinen Gott betrachtet hatte, erlebte gleichzeitig die Niederlage Japans und die Befreiung der Heimat meiner Vorfahren. Zwischen der Teilung des Nordens und des Südens begann für mich die Suche nach meiner Zugehörigkeit und ich tauchte tief in das Dunkel der Kolonialgeschichte ein, die seit dem Ende des Krieges verborgen geblieben war. Meine Reise, bei der ich die Stimmen koreanischer Atombombenüberlebender und koreanischer “Trostfrauen” wieder hörbar machte, die mehr als 50 Jahre lang verschwiegen wurden, wurde auch zu einer Reise auf der Suche nach meiner eigenen Identität. Ich habe in der Vergangenheit vier Dokumentarfilme produziert, aber ich hatte eine große Menge an Filmmaterial, das noch nie für Filme verwendet worden war, und so habe ich zusammen mit meiner Tochter diesen Film gedreht, um die gestorbenen Kolonialopfer "zurückzuholen".

Park Soo-nam

Dieses Projekt begann mit der Restaurierung von mehr als 30.000 Meter 16-mm-Film, die meine Mutter aufgenommen hatte. In unseren Film sind die Stimmen von Zwangsarbeitern der japanischen Kolonialherren eingegangen, und auch die der in Korea und Japan lebenden koreanischen Atombombenüberlebenden, die an den Folgen der Bombardierungen gelitten haben, von Überlebenden der Schlacht um Okinawa und von den Opfern der Unterdrückung der Unabhängigkeitsbewegung. Als Zainichi-Koreanerin der dritten Generation war ich wie meine Mutter und meine Großeltern mit dem Konflikt konfrontiert, dass meine Identität zwischen meinem japanischen und meinem koreanischen Namen hin- und hergerissen war. Seit meiner Kindheit bin ich über die Dokumentarfilme meiner Mutter Zeugin jener Geschichte der Diskriminierung; ich lernte wahre Geschichten der koreanischen Geschichte kennen, was mir schließlich die Kraft gab, mich gegen den Rassismus zu wehren, dem wir heute ausgesetzt sind. Ich möchte die Stimmen der Opfer aus den alten Filmen meiner Mutter wieder zurückholen und sehen, wie ihre Menschenrechte in den Nachkriegsjahren wiederhergestellt wurden. Diese Reise ist zugleich der Kampf gegen einen Rassismus, der in Japan noch heute tief verwurzelt ist, wie auch ein Akt des Widerstands gegen die Vermeidungsstrategien der Geschichtsschreibung, die dazu neigt, die Spuren der Gewalt während des japanischen Imperialismus zu vertuschen. Meine Mutter kann kaum noch sehen und hat ihr Augenlicht fast verloren, aber durch ihre Augen und Erinnerungen konnte ich die wahren Geschichten sehen, die hinter ihren Filmen stehen. Gemeinsam mit meiner Mutter habe ich die Stimmen der Geschichte aufgespürt, um sie in der Gegenwart wieder lebendig werden zu lassen.

Park Maeui

Translation: Barbara Wurm

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