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Rhim Ibrir träumt.

„Es ist schön. Es ist draußen. Es ist nicht kalt, es ist nicht zu warm. Es ist ein kleiner Garten. Der Duft der Pflanzen, der Minze. Man hört die Vögel. Es ist ein Garten umgeben von einer Hecke. Hinter mir ist ein großes Fenster, das zum Wohnzimmer gehört. Vom Wohnzimmer tritt man durch die Tür in den gepflegten, wohl angelegten Garten. Was ich vor mir sehe? Bäume, ein paar Kinderspielsachen, eine zweisitzige Gartenbank. Niemand ist da außer mir. Es ist, als wenn man eine kleine Pause macht, um einen Kaffee zu trinken.“

Wir begegnen Rhim Ibrir 2014 bei den Recherchen zu HAVARIE. Obwohl sie damals schon in Châtellerault lebt, führt der Weg zu ihr über Algerien, über Erzählungen von ihr. Es ist Sommer. Dreharbeiten in Châtellerault. Es entsteht Material, das später nicht im Film zu sehen sein wird. Zu hören schon – fragmentarische Erinnerungen an Algerien, die schwere Erkrankung, die Behandlung, das Warten. Warten auf die nächste OP, auf die Aufenthaltsgenehmigung, auf den Ehemann, auf das andere, das richtige, das „ganz normale“ Leben.

Die Fertigstellung von HAVARIE bringt Abwechslung in die endlosen Warteschleifen. Rhim Ibrir fährt auf Filmfestivals, sieht Filme, findet Gefallen am kinematografischen Leben. Und auch die Kamera hat Gefallen an Rhim Ibrir gefunden. Etwas ist geblieben, eine Intensität als Abdruck im visuellen Gedächtnis.

„Es ist nicht die Art Film, der dir vorschreibt, was du machen musst, weil es die Geschichte so vorgibt.“

Rhim Ibrir blickt in die Kamera.

„Ich lache. Man sieht es an meinen Augen – In meinem Gesicht siehst du sofort ob es mir gut oder schlecht geht. Das sagt jeder. Das heißt aber auch: Ich kann nichts verstecken.“

Rhim Ibrir wird die Romanfigur Zohra Hamadi. Zohra Hamadi fährt nach Châtellerault, steigt an der Haltestelle „Europe“ aus dem Bus und trifft Rhim Ibrir. Sie sind einander sympathisch. Ein neuer Film entsteht.

Szenische Proben. Drehorte. Community. Casting.

Der Markt. Das Einkaufszentrum. Das Naherholungsgebiet. Das Krankenhaus.

Freunde und Freundinnen. Familie. Der Arzt. Ein Busfahrer. Die Kolleginnen.

Dokumentarisches und Fiktion verschmelzen.

Rhim Ibrir spricht über Zohra Hamadi.

„Es ist nicht die Art Film, der dir vorschreibt, was du machen musst, weil es die Geschichte so vorgibt. Und später, wenn der Film vorbei ist, kann Zohra wieder in ihr Leben zurückkehren. Aber hier – sie spielt all das, aber es ist kein Spiel für sie. Für sie ist es wahr, was sie spielt. Der Film hört nicht auf. Selbst wenn sie den Film verlässt, lebt sie immer noch das, was sie gespielt hat.“

Philip Scheffner

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