Direkt zum Seiteninhalt springen

Als ich mich an diesen Film machte, hatte ich keinerlei Konzept. Zuerst half ich meiner Großmutter bei ihren täglichen Arbeiten. Dabei begriff ich etwas über ihre Beziehung zur Natur. Die harte Arbeit des Umgrabens der Erde zur Vorbereitung der Aussaat. Das Jäten des Unkrauts und das Aufhäufeln der Kartoffeln. Das Wässern des Maises. Das Aufstellen der Bohnenstangen. Meine Großmutter leidet an der Erde, die sie bebaut, wenn sie die Brombeeren schneiden muss, die sich immer wieder ausbreiten, wenn sie sich um die Felder kümmert, die ständige Aufmerksamkeit verlangen.

Sie hat das Ackerland geerbt, das von Generation zu Generation immer mehr aufgeteilt wurde, um dessen beste Parzellen sich die Geschwister stritten, das heute viel zu klein ist, um rentabel zu sein, und das meist gering geschätzt wird.

Es gibt Empfindungen, die nur haben kann, wer einige Zeit nahe an der Erde gelebt hat

Zudem filmte ich all das, was mich an Gesten, Handhabung der Werkzeuge und Tätigkeiten interessierte, ich wollte die Arbeitsprozesse derjenigen verstehen, die hier weiter ausharrten. Tagelang filmte ich auch im Wald, der zu meinem Dorf gehört, wo aber selten jemand hinkommt. Es gibt dort Pinien, Eukalyptus für die Holzproduktion, einige wenige heimische Bäume wie die Eiche oder die Korkeiche und sonstige Vegetation, sowie frei herumlaufendes Getier. Außerdem suchte ich nach Bildern, die an eine andere Zeit denken lassen. Die Bilder, die ich schuf, kamen von uralten Orten über die Erzählungen meiner Vorfahren.

Bei der Montage versuchte ich, eine ausgewogene Struktur zu finden, und Bilder und Töne so, wie es meine Erfahrungen mit der Natur mir nahelegten, sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Die Zeit hilft dabei sehr. Bei den Bildsequenzen, die ich komponierte, ließ ich, wenn nötig, Wochen und Monate vergehen. Wenn ich dann zurückkam, gelang es manchmal.

Es gibt Empfindungen, die nur haben kann, wer einige Zeit nahe an der Erde gelebt hat. Seit ich begann zu filmen, spürte ich, dass da etwas anders wurde. Auf der Erde finden Veränderungen statt, und das zeigt sich in ihrem Verhalten, im Klima, in den Pflanzen und in uns selbst. Es sind fast unmerkliche Bewegungen. Die menschliche Zeit ist nicht die einzige auf der Erde. Wieviel Zeit dauert es allein, eine Orange zu essen.

Casal da Quinta, Januar 2022
Raul Domingues

Übersetzung: Niki Graça

Zurück zum Film

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)
  • Logo des Programms NeuStart Kultur