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In IHRE ERGEBENSTE FRÄULEIN kehre ich zu meinen Ursprüngen zurück: an meinen Geburtsort Dillenburg. In der biederen und fleißigen Beamtenstadt verbrachte ich die ersten 19 Jahre meines Lebens. Dillenburg ist eine Stadt mit einer ausgeprägten Arbeitsethik, die ich bei meinen Großeltern und Onkels kennenlernte. Bei meinen Recherchen über die Geschichte der Stadt Dillenburg, stieß ich auf die Pädagogin und Botanikerin Catharina Helena Dörrien (1717–1795), Workaholikerin und Frau der Aufklärung.

Dörrien profitierte weder vom elterlichen Erbe, noch war sie verheiratet. Durch ihre Arbeit war sie eine unabhängige Frau.

Dörrien interessierte mich sofort: Wie war es möglich, dass sich eine Frau in der Provinz im 18. Jahrhundert einen Namen machte? Sie veröffentlichte Bücher und Theaterspiele, publizierte Aufsätze, die sie aus dem Französischen übersetzte, unterrichtete Kinder, forschte und zeichnete als Botanikerin. Arbeit sei gut, sagte sie, und grenzte sich damit gegen den Adel ab. Dörrien erkannte deutlich, dass für Frauen persönliche Freiheit auf Arbeit beruht. Sie selbst profitierte weder vom elterlichen Erbe, noch war sie verheiratet. Durch ihre Arbeit war sie eine unabhängige Frau.
Im Film mischt sich die Stimme Dörriens mit dem der „Dillenburgischen Intelligenz Nachrichten“ – der beamtlichen Wochenschrift. Ein Glücksfall für mich: nach zwei Jahren lesen und forschen in den „Nachrichten“ entsteht allmählich ein „Sittengemälde“ vor meinen Augen. Erstaunlich sind die unerbittlich klaren und beklemmenden, aber auch progressiven Anordnungen und Verbote der hohen Beamten, die wie soziale „Ingenieure“ herrschen. Dagegen erscheinen Dörriens Worte magisch und von poetischer Schönheit. Zwei gewaltige Stimmen von fast unerträglichen Ausmaßen. Allein das Eintreten in diesen Strudel der Worte und Ideen erzeugt eine ästhetische Erfahrung.

Eva C. Heidmann

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