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Schon als Kind musste ich miterleben, wie Familien ihre jungen erwachsenen Töchter unter dem Vorwand, sie seien geistesgestört, krank oder von einem bösen Geist besessen, gegen ihren Willen zu einem Schamanen brachten. Manche Mädchen waren bei ihrer Rückkehr nicht mehr wiederzuerkennen, so traumatisiert waren sie durch diese Zwangsbehandlung; manche Mädchen kehrten überhaupt nicht zurück.

Als ich älter wurde, erfuhr ich, dass diese Familien es als Schande betrachteten, wenn ihre Tochter eine Beziehung mit einem Jungen aus einer niederen Kaste eingegangen war. Sie waren der Überzeugung, der Junge habe sie mit schwarzer Magie infiziert, und glaubten, nur der Schamane könnte ihre Tochter wieder zur Vernunft bringen. Durch Rituale, bei denen er die junge Frau am ganzen Körper unsittlich berührt, will der Schamane alle Erinnerungen an den Geliebten tilgen: Diese Praxis wird „Mugamaathu“ genannt, „sein Gesicht auslöschen“.

Nachdem ich KOOZHANGAL, meinen ersten Film, fertiggestellt hatte, war ich schockiert zu erfahren, dass die Tochter meiner Schwester zu einem dieser Schamanen gebracht worden war. Als ich sie besuchte, saß sie zitternd in einer Zimmerecke, außerstande, auch nur einen zusammenhängenden Satz herauszubringen. Sie war so traumatisiert von den grausamen Handlungen, denen die Familie und der Schamane sie gegen ihren Willen unterzogen hatten, dass sie tagelang nicht schlafen konnte. Die Angst in ihren Augen ließ mir keine Ruhe. Als Filmemacher fühlte ich mich verpflichtet, die Welt über ihr Martyrium aufzuklären.

Ich suchte viele Schamanen auf, die unter dem Vorwand, Mädchen zu heilen, derartigen Hokuspokus betrieben, in Wirklichkeit aber die Mädchen missbrauchten und misshandelten. Ich sprach mit Familien, die an schwarze Magie glaubten, und mit solchen, die im Namen des Kastenstolzes Ehrenmorde verübten. All diese Menschen, die Schamanen und die Rituale, deren Zeuge ich wurde, haben mich erschreckt. Zahllose Mädchen mussten durchmachen, was die Tochter meiner Schwester erlebt hatte. Dadurch wurde mir klar, dass so etwas in ganz Indien unter verschiedensten Namen üblich war. Diese Reise veranlasste mich, KOTTUKKAALI zu drehen.

PS Vinothraj

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