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Den Frauen in meiner Familie fällt es schwer, über ihre innersten Gefühle zu sprechen und eine Beziehung zu der Welt aufzubauen, die sie umgibt. Das beschwerliche Leben auf dem Land hat sie hart werden lassen wie Baumrinde. Ihre Kinder mussten lernen, dem Schweigen ihrer Mütter alles Nötige abzulauschen. Die eigenen Ursprünge, die Erinnerungen, die Wurzeln. Die Frauen sind die Hüterinnen unserer Überlieferung. Mir kam die Aufgabe zu, diese Geschichte zu formen aus dem, was von meinen Vorfahren noch geblieben ist – und von anderen Menschen, die nach dem Spanischen Bürgerkrieg verfolgt wurden und in den Bergen, zwischen denen unser Haus liegt, ihre letzte Ruhe gefunden haben.

Das Dorf meiner Familie ist nicht aus einem magisch-realistischen Roman entsprungen, obwohl es in gewisser Weise so wirkt. LA HOJARASCA (The Undergrowth) ist ein Film über Geister, unerwartete Begegnungen und eine Familie, die sich aussöhnt. Er handelt von zwei Arten, die Welt zu begreifen: zum einen meine begrenzte Perspektive des entwurzelten Großstadtbewohners, aus der ich die Geschichte meiner Familie erzähle und meine eigenen Ursprünge zu verstehen versuche, und zum anderen die Sicht der Frauen in meiner Familie, die sich nicht für Trivialitäten wie die Geschichte ihrer Stadt und noch nicht einmal für ihre familiären Wurzeln interessieren, aber dafür einen besseren Draht zum Übernatürlichen haben.

Statt nach Antworten zu suchen, geht es mir darum, zu akzeptieren, dass es keine Antworten gibt. Ich wollte mich ganz in das angestammte Reich der Geschichten begeben und dort in den steten Erinnerungsstrom unserer Vorfahren eintauchen. Wie eine Teppichknüpferin habe ich das, woran ich mich selbst erinnere, mit Fäden aus Fiktion und Wirklichkeit zu etwas verwoben, in dem Traum und Realität wie selbstverständlich nebeneinander bestehen.

Macu Machín

Übersetzung: Andreas Bredenfeld

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