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OASIS ist ein Kind der Protestbewegung, die sich im Oktober 2019 in Chile formierte. Aus Solidarität beteiligten wir uns aktiv an den Protesten, die monatelang Millionen Menschen auf die Straßen trieben. Was lag für uns als Filmemachernnen in diesem entscheidenden Moment der chilenischen Geschichte näher, als mit unseren filmischen Mitteln das Entscheidende an diesem Transformationsprozess festzuhalten? Wir formulierten organisch, energisch und spontan unsere gemeinsame Mission, ein eindringliches Dokument der Unbeugsamkeit und Entschlossenheit zu schaffen, mit der das chilenische Volk für seine Würde, für soziale Gerechtigkeit und die Abkehr von neoliberalen und extraktivistischen Paradigmen kämpft.

Getrieben von der Leidenschaft für aufmerksame Beobachtung und unserer tiefen Verbundenheit mit dem Land, schleppten wir unsere Kameras in die entlegensten Winkel Chiles. Gleichzeitig verfolgten wir die Arbeit der Verfassungsgebenden Versammlung, die mit dem Entwurf einer neuen Verfassung für Chile betraut war. Wir begleiteten für mehr als drei Jahre diese politischen Prozesse mit der Kamera und gestalteten daraus eine kollektive filmische Reise, die von Hoffnungen und Enttäuschungen, aber vor allem vom Geist des Widerstands und einer zukunftsgewandten Perspektive bestimmt ist.

Diese Riesenaufgabe war nicht von uns allein zu bewältigen, sondern nur im Team mit mehr als 15 Filmemacher*innenaus ganz Chile. Jeder von uns hatte den Mut, seine individuelle Perspektive und seinen unverwechselbaren audiovisuellen Stil in den gemeinsamen Dialog einzubringen. OASIS ist als vielschichtige Erzählung angelegt, in der einminütige dokumentarische Fragmente mit O-Tönen wie autonomen Szenen ineinander verflochten sind. Sie sind chronologisch nach der politischen Entwicklung geordnet und konzeptuell gebündelt, um die sozio-ökologischen Sachverhalte zu erkunden.

Unsere ökologische Perspektive schafft in OASIS einen überzeugenden Kontrast zwischen der Rebellion in den Städten und der Klimakrise in den Provinzen. Dies bricht den politischen Zentralismus auf, der für einen konstituierenden Prozess charakteristisch ist, der gleichzeitig populistisch und bürgerlich sein will. Die Vielfalt der Stimmungen, Landschaften und Themen ermöglicht eine nuancierte Auseinandersetzung mit Schlüsselbegriffen wie Gewalt: Gewalt, die vom Volk ausgeht, Polizeigewalt, systemische, ökonomische und Gewalt gegen die Natur. Diese kritische Auseinandersetzung ist der eigentliche Kern unseres Films.

OASIS bietet dem Publikum eine immersive Erfahrung und Einblicke in vielfältige Welten in einem einzigen Film. Er ist eine Einladung zur Auseinandersetzung mit sozialen Fragen, mit politischen Ereignissen der jüngsten Geschichte und mit der Frage, welchen Beitrag wir selbst für eine gelingende Zukunft leisten können.

Wir haben in Chile einen in der jüngeren Weltgeschichte einmaligen sozialen Prozess beobachten können, den Versuch einer Gesellschaft, nach einer dramatischen Krise einen hart umkämpften Konsens zu finden, in der Zwischenzeit jedoch haben wir alle unsere drängenden Umweltprobleme beiseitegeschoben.

OASIS ist nicht nur eine Geschichte über Chile, es ist eine universelle Erzählung von Hoffnung und Widerstand, die uns auffordert, angesichts der Bedrohung durch den zunehmenden Rechtsextremismus und die eskalierende Klimakrise genauer hinzusehen und endlich zu handeln. Mit jeder Einstellung, jedem O-Ton und jedem Wort wollen wir die Zuschauerinnen auf der ganzen Welt einladen, sich uns anzuschließen, unsere Erfahrungen zu teilen, als wären sie dabei gewesen, damit wir gemeinsam den Wandel herbeiführen können, den wir uns alle wünschen.

Tamara Uribe und Felipe Morgado
Übersetzung: Clara Drechsler, Harald Hellmann

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