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84 Min. Ohne Dialog.

Porträt einer Kunstinstitution als filmische Landschaft: In einer Reihe statischer Einstellungen erkundet James Benning die Gebäude und das Terrain des California Institute of the Arts, an dem er unterrichtet. Eine Serie von Naturaufnahmen der Park- und Waldflächen geht über in Aufnahmen von Fußböden, Sitzgelegenheiten, Details des Nicht-Repräsentativen eines öffentlichen Gebäudes. In beiden Teilen herrscht ein unheimliches Gefühl vor: Die Geometrien der Natur, die dunklen Grün- und Brauntöne, das Rauschen des Highways im Hintergrund auf der einen, das Surren von Halogenlampen, die Schrittgeräusche in einer sonst scheinbar menschenleeren Schule im Off auf der anderen Seite scheinen ein Geheimnis zu bergen. Fast immer ist der Blick eingesperrt, selten dringt er in die Tiefe vor. Die Kamera entdeckt schäbige Ecken, sie schaut auf Szenarien, die an Kriminalgeschichten erinnern und nicht an den Campus einer Kunstinstitution. Stärker als in einem Großteil der längeren Arbeiten von James Benning aus den letzten Jahren verbirgt sich in den Einstellungen eine Narration, erzeugt jedes Bild einen Drang nach vorne, eine Spannung, fast so, als könnten Landschaft und Räume Tatorte sein. (ab)

James Benning wurde 1942 in Milwaukee (USA) geboren. Er begann ab 1972, noch vor seinem Filmstudium an der Universität von Wisconsin, als unabhängiger Filmemacher mit der Herstellung zunächst von Kurzfilmen, anschließend von längeren experimentellen Filmen. Von 1977 bis 1980 unterrichtete er an den Universitäten von Kalifornien und Oklahoma, arbeitete anschließend als unabhängiger Filmemacher in New York. Neben seiner Filmarbeit lehrt Benning seit 1987 am California Institute of the Arts. Er lebt in Val Verde, Kalifornien.

Interview mit James Benning: „Dreieinhalb Minuten sind lang – lang genug, um nachzudenken“

Sie zeigen Ihre Filme seit vielen Jahren im Berlinale Forum und im Forum Expanded. Welchen Platz nimmt MAGGIE’S FARM unter all diesen Filmen ein?

Es ist der letzte.

Sie haben einmal gesagt, ein Künstler sei jemand, der aufpasst und Bericht erstattet. Sind Aufmerksamkeit und Geduld die Eckpfeiler Ihrer künstlerischen Arbeit?

Ja. Aus der Art und Weise, wie man Bericht erstattet, entsteht Kunst oder auch nicht.

MAGGIE’S FARM ist ein Ort, den Sie gut kennen. Wie haben Sie die Position der Kamera und die Dauer der Aufnahmen bestimmt?

Alle Aufnahmen sind dreieinhalb Minuten lang – lang genug, um nachzudenken. Die Kamerapositionen und -winkel habe ich gefunden, während ich über William Eggleston, Heinz Emigholz und John Cage nachdachte.

Wie würden Sie den Unterschied zwischen 16-mm- und digitalem Filmmaterial beschreiben?

Es ist wie Tag und Nacht. Das eine ersetzt das andere nicht.

(Interview: Gabriela Seidel-Hollaender, Februar 2020)

Produktion James Benning. Produktionsfirma James Benning (Los Angeles, USA). Regie James Benning.

Filme

Auswahl: 1972: Time & A Half (17 Min.). 1977: 11 x 14 (83 Min., Forum 1977, Forum 2018), One Way Boogie Woogie (60 Min.). 1979: Grand Opera. An Historical Romance (90 Min., Forum 1980). 1985: O Panama (28 Min., Forum 1987). 1986: Landscape Suicide (95 Min., Forum 1987). 1997: Four Corners (80 Min., Forum 1998). 1999: El Valley Centro (90 Min., Forum 2002). 2000: Los (90 Min., Forum 2002). 2002: Sogobi (90 Min., Forum 2002). 2004: 13 Lakes (133 Min., Forum 2005), Ten Skies (101 Min., Forum 2005). 2005: One Way Boogie Woogie / 27 Years Later (120 Min., Forum 2006). 2007: RR (110 Min., Forum 2008), Casting a Glance (81 Min.). 2009: Ruhr (121 Min.). 2010: John Krieg Exiting the Falk Corporation in 1971 (71 Min.), Reforming the Past (60 Min.). 2011: Two Cabins (30 Min.), Faces (135 Min.), Milwaukee/Duisburg (Installation, Forum Expanded 2011), Twenty Cigarettes (99 Min., Forum 2011), Small Roads (103 Min.). 2012: Nightfall (98 Min.), Stemple Pass (121 Min., Forum 2013), Easy Rider (95 Min.), One Way Boogie Woogie 2012 (90 Min.), BNSF (194 Min.). 2013: US 41 (52 Min.). 2014: Natural History (77 Min.), Farocki (77 Min.), Concord Woods (121 Min.). 2015: American Dreams (85 Min.). 2016: Fall Equinox (77 Min.), Spring Equinox (77 Min.). 2017: Untitled Fragments (75 Min., Videoinstallation, Forum Expanded 2017). 2018: L. Cohen (45 Min., Videoinstallation, Forum Expanded 2018), TELEMUNDO (82 Min.), two moons (43 Min.), glory.

Foto: © James Benning, 2019. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin

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