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Vor ungefähr zwei Jahren, während der Vorbereitung meines ersten Spielfilms, stand ich vor finanziellen und methodischen Schwierigkeiten. Es gab in Korea offenbar keine Möglichkeit, den Film zu drehen, der mir vorschwebte. Um Fördergelder zu bekommen, hätte mein Film Erwartungen erfüllen und sich mit Logik absichern müssen, aber dazu war ich leider nicht in der Lage.

Ich traf schließlich die Entscheidung, für 7000 Dollar einen sehr kleinen Film zu drehen. Und da Logik und Kapital interessanterweise in einem proportionalen Verhältnis zueinanderstehen, garantierten mir diese 7000 Dollar – im Austausch gegen finanzielle Unabhängigkeit – eine Befreiung von allen Erwartungen und jeglicher Logik.

Bei den Dreharbeiten zum ersten Teil dieses Films quälten mich zwei Gedanken. Einerseits fragte ich mich, ob es möglich ist, einen Film zu drehen, der ohne Versprechungen und Logik auskommt und trotzdem „funktioniert“. Die zweite Frage hatte mit meinem beständigen Interesse an Themen zu tun, die weit über die Grenzen meines Vorstellungsvermögens hinausgehen. Ich wollte aber nicht so tun, als wäre ich eine Art Guru, der Dinge sehen kann, die sich jenseits unseres Körpers und unseres Alltags abspielen, der mehr sehen kann als das, was sich vor unseren Augen abspielt.

Überzeugungen – oder Denkmuster – bestimmen sowohl unser Leben als auch das Kino. Die wahre Bedeutung dieser Welt und des Kinos wird für uns immer unzugänglich bleiben. Unsere Denkmuster kategorisieren, schließen ein und aus und folgen einem zuvor festgelegten Schema. Dieses Verhältnis zwischen Input und Output beeinflusst die Welt und das Kino gleichermaßen. Wir statten unsere Welt mit einer Reihe von Einschränkungen aus – vielleicht deshalb, weil wir davon träumen, uns die komplexen Systeme, die wir nicht kontrollieren können, zu unterwerfen. Und inmitten all dessen verlieren wir uns zwischen Angst und Zufriedenheit.

Nach dem Dreh des ersten Teils musste ich eine andere Methode finden. Ich verbrachte ein Jahr wie ein Landstreicher. Ich traute meiner Methode nicht.

Sich dazu zu zwingen, einen Film ohne intensive Vorüberlegungen zu produzieren, hatte, wie ich damals dachte, vielleicht etwas mit dem Bilderfetisch zu tun, der unsere Körper und unseren Alltag transzendiert. Den zweiten Teil des Films wollte ich unbedingt anders angehen. Ich verbrachte ein Jahr wie ein Landstreicher. Ich vertraute meiner Methode nicht.

Dann kam mir plötzlich etwas in den Sinn, das man als „unendliche Schwingung“ bezeichnen könnte, etwas, das Menschen wie mir, die keinen natürlichen Glauben haben, behilflich sein könnte. Inmitten dieser ständigen Schwingungen in allen erdenklichen Formen und Größen gelingt es uns manchmal, unsere Denkmuster zu durchbrechen und das nackte Gesicht der Realität zu spüren. Ich sage das deshalb, weil auch unsere Denkmuster eine Form von unendlichen Schwingungen sind. Und diese Schwingungen erfüllen unaufhörlich unsere Gedanken, so sehr wir auch versuchen, sie auf Abstand zu halten. Die Frequenzen dieser beiden verschiedenen Schwingungen müssen übereinstimmen, um dem Konflikt ein Ende zu machen, und im Zuge der Neuentdeckung meiner Wahrnehmung beschloss ich, mir eine neue Methode auszudenken.

Indem ich mir ein dreidimensionales, aus Schwingungen bestehendes Gebilde vorstellte, war ich in der Lage, mir den zweiten Teil meines Films auszudenken, der sich kaum auf den ersten Teil bezog. Es war eine schwierige Zeit, aber ich gab mein Bestes, um ein kleines, zwischen dem Möglichen und dem Unmöglichen angesiedeltes Objekt zu materialisieren, wenn auch durch Kritzeleien.

Heong-jun Yoo
Übersetzung: Gregor Runge

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