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Die Produktion eines Films setzt üblicherweise viel Kapital und Arbeitskraft voraus. Wir – Won Hyang-ra, die CAN WE JUST LOVE (2018) produziert hat und auch darin mitspielt, und ich, der Regisseur – haben beschlossen, uns davon weitgehend unabhängig zu machen. Unser erster gemeinsamer Film ist im „Selfie“-Modus entstanden. Wir haben die Kamera selbst eingerichtet und uns anschließend gefilmt. CAN WE JUST LOVE zeichnet sich dadurch aus, dass die Kameraeinstellung in den meisten Szenen fix bleibt, so musste niemand hinter der Kamera sein. Ich bin an möglichst realistischen Darstellungen interessiert, deshalb war es mir wichtig, dass wir uns beim Spielen frei und wohlfühlen konnten. Der Vorteil unserer Methode bestand also darin, dass es kaum störende Einflüsse von außen gab.

Drei Jahre sind vergangen, seit CAN WE JUST LOVE entstanden ist. In der Zwischenzeit hat sich weder in unserem Leben noch um uns herum viel verändert. Für klassische Formen der Filmproduktion sind die Hürden systembedingt nach wie vor hoch. Wir haben deswegen beschlossen, meinen zweiten Spielfilm, NAJENEUN DEOPGO BAMENEUN CHUPGO (Hot in Day, Cold at Night), genauso zu produzieren wie den ersten.

Vor dem Hintergrund unserer Methode haben wir uns für eine minimalistische Handlung entschieden, die sich über Requisiten, Kulissen und Begebenheiten erzählen lässt, die von unserer Lebenswirklichkeit nicht allzu weit entfernt sind. Das Weglassen unnötiger Dinge hat meine Filme befreit.

Vor dem Hintergrund unserer Methode haben wir uns für eine minimalistische Handlung entschieden, die sich über Requisiten, Kulissen und Begebenheiten erzählen lässt, die von unserer Lebenswirklichkeit nicht allzu weit entfernt sind. Das Weglassen unnötiger Dinge hat meine Filme befreit

NAJENEUN DEOPGO BAMENEUN CHUPGO erzählt von einem Paar in finanziellen Schwierigkeiten. Da es sich um ein eher alltägliches Thema handelt, wollte ich einen möglichst ungewöhnlichen Film daraus machen. Sich ausschließlich auf den traurigen Aspekt einer Geschichte zu konzentrieren, erscheint mir problematisch; man verfällt zu schnell in Larmoyanz. Außerdem hatte ich mir für den Film einen ganz bestimmten Rhythmus vorgestellt, der sich am besten über eine gewisse Komik herstellen ließ. Der Film und das Publikum sollten von Anfang bis Ende von dieser Komik getragen werden.

Es geht in unserem Film auch um Befreiung. Das Paar steht unter großem Druck. Jeong-Hee gerät in Schwierigkeiten, nachdem sie einen Privatkredit aufgenommen hat, und Young-Tae fühlt sich von ihr verraten. Ich habe viel darüber nachgedacht, wie die beiden von ihrem Unglück befreit werden könnten. Jeong-Hee findet Erlösung in ihrer Mutter, und Young-Tae findet ganz für sich allein einen Weg aus seiner Wut und seinem Schmerz. Die Schlussfolgerung: „Geh dem Ärger aus dem Weg, und richte dich nicht zu Grunde, indem du gegen ihn ankämpfst. Rette dich, indem du ihn meidest.“

Auch in formaler Hinsicht ist der Film, der den Alltag in den Mittelpunkt stellt, eher minimalistisch gehalten. Es gibt Werke der visuellen Kunst, die auf den ersten Blick kaum mehr zu sein scheinen als flüchtige Skizzen. Wenn man sich aber auf sie einlässt und ganz genau hinsieht, offenbaren sich im Detail Raffinesse und Präzision. Genau diese Art von Aufmerksamkeit und Offenheit ist es, die wir uns von unseren Zuschauer*innen wünschen.

Die Zeiten haben sich geändert. Die Kunst der Gegenwart ist nicht selten von neuen Technologien beeinflusst. Dieser Film sollte davon weitgehend unberührt bleiben. Er ist Ausdruck des Wunsches, zu den Ursprüngen des Kinos zurückzukehren.

Park Song-yeol

Übersetzung: Gregor Runge

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