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37º 28.6´N 0º3.8´E. Ein Schlauchboot voller Menschen, einer winkt. Die Kamera schwenkt langsam nach rechts und zeigt Touristen, die von einem Kreuzfahrtschiff aufs Meer blicken. Sie bewegt sich zurück, streift erneut das Boot, und schwenkt nach links, zur anderen Seite des Schiffes. Das gebrochene Sonnenlicht taucht es in Farben, ein vertikaler Lichtstrahl trennt des Schiff vom Boot, zu dem die Kamera nun zurückkehrt. Bisweilen verliert das Bild an Schärfe, geisterhaft erscheinen Spiegelungen im Wasser.
Währenddessen ist zu hören: Per Funk bittet die Seerettung zu warten, bis ein Hubschrauber kommt. Eine Frau telefoniert aus Frankreich mit ihrem Mann in Algerien. Er berichtet später von einer Überfahrt. Der irische Tourist, der die Kamera hielt, Schiffsangestellte, russische und ukrainische Frachtarbeiter erzählen von Begegnungen mit diesem (oder einem anderen) Flüchtlingsboot. Und aus ihrer Welt.
Während der Arbeit an diesem Film haben Bilder die Realität überrollt. Als Antwort erzeugt Havarie durch die Verdichtung und Trennung vom Ton einen Wahrnehmungsraum, der die eigene Position erfahrbar macht, ohne das Thema aus dem Blick zu verlieren: ein radikaler Befreiungsschlag des Kinos. (Stefanie Schulte Strathaus)


Philip Scheffner, geb. 1966 in Homburg/Saar, arbeitet als Künstler, Filmemacher und Mitbetreiber der Produktionsplattform pong in Berlin. Im Forum mit The Halfmoon Files (2007), Der Tag des Spatzen (2010), Revision (2012) sowie 2016 mit den beiden Filmen And-Ek Ghes...und Havarie.

Produktion: pong Film, Berlin; Blinker Filmproduktion, Köln; Worklights Media Production, Werkleitz; ZDF/Arte, Mainz
Buch: Merle Kröger, Philip Scheffner
Kamera: Terry Diamond, Bernd Meiners
Mit: Rhim Ibrir, Abdallah Benhamou, Leonid Savin, Terry Diamond
Format: DCP 1:1.33 (4:3), Farbe
Länge: 93 min
Sprachen: Arabisch, Englisch, Französisch, Russisch

Foto: © pong

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